Immer wieder kam Brian (24) als Täter vor Gericht, als renitenter Häftling, als unbelehrbarer Straftäter. Doch der junge Mann, der zuvor als «Carlos» bekannt war, musste schon in seiner Jugend viel ertragen – zu viel: Als er gerade mal 15 Jahre alt war, fesselten ihn drei Psychiater während fast zwei Wochen ans Bett, stellten ihn mit starken Medikamenten ruhig.
Eigentlich wäre diese Massnahme nur in Ausnahmefällen für einige Stunden gedacht. Bei Brian wurde sie in der Psychiatrischen Klinik «Burghölzli» über Tage Realität. Absolute Bewegungslosigkeit, tagelang – und das als Teenager. Am Mittwoch stehen deshalb die drei verantwortlichen Ärzte vor Gericht.
Wegen Suizidversuch in der Psychiatrie
Der damals 15-jährige Brian sass in Untersuchungshaft, weil er einen anderen Jugendlichen mit einem Messer schwer verletzt hatte. Im Gefängnis versuchte er dann, sich das Leben zu nehmen, worauf er in die Psychiatrie verlegt wurde.
Dort stellten ihn die drei beschuldigten Ärzte, einer davon ein Vorgesetzter, mit Hilfe von acht verschiedenen Medikamenten und der «7-Punkt-Fixation» mit Gurten ruhig. Allerdings nicht nur für wenige Stunden, wie dies ethische Richtlinien vorgeben, sondern für ganze 13 Tage.
Eine Stunde Spaziergang pro Tag
Ab dem neunten Tag wurden einzelne Fixierungen laut Anklageschrift zwar gelöst. Der Teenager durfte jeden Tag gefesselt und in Begleitung der Polizei eine Stunde spazieren gehen. Im Grundsatz sei er jedoch angebunden geblieben, in «fast absoluter Bewegungslosigkeit», schreibt der Staatsanwalt in der Anklageschrift. Für ihn ist dies klar eine Misshandlung, denn Fixierungen seien «so kurz wie möglich zu halten».
Die Anklage fordert deshalb, die drei Psychiater wegen Freiheitsberaubung und wegen Gehilfenschaft zu Freiheitsberaubung schuldig zu sprechen. Dafür sollen sie mit bedingten Freiheitsstrafen von 7 respektive 14 Monaten bestraft werden.
Zu kleiner Verwahrung verurteilt
Für den jungen Straftäter Brian folgte bekanntlich eine Odyssee durch Gefängnisse, Kliniken und Gerichtssäle. Im vergangenen November schickte ihn das Bezirksgericht Dielsdorf schliesslich in eine stationäre Massnahme, umgangssprachlich auch «kleine Verwahrung» genannt. Dabei werden psychische Störungen behandelt.
Alle fünf Jahre wird überprüft, ob die Therapie anschlägt oder ob weitere fünf Jahre notwendig sind. Angeklagt war er damals, weil er im Gefängnis Pöschwies randaliert und mehrere Personen verletzt hatte. Das Urteil akzeptiert er nicht, sein Anwalt zieht den Fall vor Obergericht. (neo/SDA)