Als Rolf Wegmüller (59) am Montagabend vor zwei Wochen nach Hause kam, traf ihn fast der Schlag. Statt auf seine zwei Hunde der Rasse Bolonka, fand er in seiner Wohnung in Schlieren ein Erpressungsschreiben vor. «Es war die absolute Hölle. Als ich den Brief gesehen habe, bin ich zusammengebrochen.» Die Täter forderten eine Million Franken für die Hunde!
Er rannte zur Strasse, rief seine Nachbarn an. «Dann bin ich nochmals im Treppenhaus zusammengebrochen.» Schliesslich alarmierte Wegmüller auch die Polizei. Hoffnung hatte der langjährige Gemeinderat von Schlieren aber keine. «Ich dachte mir: Wie will man zwei kleine Hunde ausfindig machen? Die kann man einfach über die Grenze nehmen, ich werde beim Zoll ja auch nie kontrolliert.»
«Die Hunde waren in zwei schwarzen Transporttaschen»
Doch es kam anders. Die Kantonspolizei Zürich nahm die Ermittlungen auf – und kam schnell auf eine Spur, die nach Polen führte. Am Mittwoch riefen die Beamten Rolf Wegmüller dann zu einer Zwischenbesprechung. «Dann kam ein Polizist, und zeigte mir auf seinem Handy ein Foto von den Kleinen in Polen.»
Die Aufnahme stammte von den polnischen Polizisten. Diese konnten am selben Tag einen Erfolg verbuchen. Bei der Durchsuchung eines Wohnblocks konnten sie einen 38-jährigen Mann verhaften, der in die Erpressung involviert war. «Nach drei Stunden sagte der Mann, wo die Hunde waren – in zwei schwarzen Transporttaschen vor einer Garage.»
«Das wünsche ich wirklich niemandem»
Mit seinem Bruder brach Wegmüller dann nach Polen auf, um seine Hunde wieder in die Arme nehmen zu können. «Beim Wiedersehen sind dann die Tränen geflossen. Ich habe mich so sehr gefreut, und meine Hunde genauso. Es war ein unbeschreiblicher Moment!»
Auch in Zürich konnte die Polizei einen Erfolg verbuchen. Am Flughafen verhafteten die Beamten einen 30-jährigen Norweger, der ebenfalls in die Entführung und anschliessende Erpressung verwickelt ist. Rolf Wegmüller ist egal, was jetzt mit den Tätern passiert. Hauptsache ist für ihn, dass er seine zwei kleinen Hunde wieder hat. «Aber was ich durchlebt habe, das wünsche ich wirklich niemandem.»
Noch immer belastet Rolf Wegmüller, dass er sich so sehr im Haupttäter getäuscht hatte. «Ich bin Single, er hat mit mir geflirtet, dann kam er zu mir nach Hause zu Besuch. Ich hatte Hoffnungen auf eine neue Partnerschaft, doch er wollte offenbar nur Geld», sagt der ehemalige Parlamentspräsident. Auch den zweiten Täter kenne er, wenn auch nur flüchtig. «Ich empfinde keine Wut, sondern Bedauern für die zwei jungen Männer», sagt er zu Blick. «Sie haben sich mit der Entführung das Leben kaputtgemacht.»