Es sind verstörende Szenen: Ein Mann liegt auf dem Boden eines Linienbusses der Stadt Winterthur ZH. Der Buschauffeur versucht, den Bewusstlosen aufzurichten – erfolglos. Dieser sackt wieder in sich zusammen und knallt auf den Boden. Der Chauffeur lässt ihn scheinbar einfach liegen und läuft weg. Die Passagiere beobachten fassungslos das Geschehen. Ein Video dieses Vorfalls verbreitet sich gerade rasend auf Social Media. Hochgeladen wurde es auf dem Instagram-Account von «Szene ish Winti Blog». In den Kommentaren wird heftig darüber diskutiert, was da passiert sein könnte.
BLICK-Recherchen zeigen, dass die Aufnahmen am Dienstag entstanden sind. «Stadtbus Winterthur hat Kenntnis von diesem Vorfall, der sich in einem unserer Busse zugetragen hat», bestätigt das Unternehmen. Ein Passagier habe sein Bewusstsein verloren und sei vom Sitz gefallen. Der Mitarbeiter habe dies bemerkt und nachgeschaut, sagt Mediensprecherin Marlen Schellmann. «Stadtbus Winterthur möchte festhalten, dass der Umgang des Fahrers mit dem bewusstlosen Passagier nicht angemessen war.»
«War mit der Situation überfordert»
Laut Schellmann handle es sich beim Chauffeur um einen langjährigen und zuverlässigen Mitarbeiter. «Er war leider mit der Situation überfordert», sagt sie. Abgesehen davon habe sich der Fahrer aber richtig verhalten. Das Video zeigt nur die halbe Wahrheit: «Er hat sofort die Leitstelle informiert, die Sanität und Polizei aufgeboten hat», sagt Schnellmann. Anschliessend habe der Passagier schnell professionelle Hilfe bekommen.
Das Verhalten sei bereits ausführlich mit dem Mitarbeiter besprochen worden. Er werde zusätzliche Schulungen erhalten. Schellmann versichert, dass ihre Fahrer regelmässig in Erster Hilfe geschult würden – der letzte Kurs habe erst kürzlich stattgefunden.
Verfahren gegen Instagram-Account
Beiträge vom Instagram-Account «Szene ish Winti Blog» sorgen immer wieder für Aufsehen. Anfang Jahr teilte dieser ein Video, auf dem sich ein Jugendlicher an einem fahrenden Bus in Winterthur klammert – wenig später wurde der blinde Passagier von der Polizei gefasst und muss sich nun vor der Jugendstaatsanwaltschaft verantworten.
Ende Juli 2020 wurde sogar ein Verfahren gegen den Instagram-Account eröffnet, weil auf diesem unter anderem Persönlichkeitsrechte missachtet werden und die Polizei verhöhnt wird. Daraufhin wurde der Account gesperrt – inzwischen gibt es aber einen Nachfolger. (bra)