Instagram-Profil stellen Schläger und Betrunkene bloss
Polizei ermittelt gegen «Szene_Ish_Winti»

Ob Basel, Zürich oder Winterthur – auf anonymen Instagram-Accounts werden teils heimlich aufgenommene Videos gepostet, die Schlägereien oder Wildpinkler zeigen. Auch Polizeieinsätze scheinen dokumentiert zu werden. Jetzt laufen Ermittlungen.
Publiziert: 15.07.2020 um 11:56 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2021 um 13:17 Uhr
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Der Instagram-Account «Szene ish Winti» erregt Aufmerksamkeit.
Foto: Instagram/Szene ish Winti

Was haben ein Betrunkener, der laut auf der Strasse rumschreit, bewaffnete Polizisten im Einsatz und ein Skateboarder, der sich an einen fahrenden Bus hängt, gemeinsam? Sie alle sind Protagonisten in teils heimlich aufgenommenen Videos, die auf dem Instagram-Kanal «Szene_Ish_Winti» aufgeschaltet sind.

Über 5200 Abonnenten folgen der Seite. Nun hat sie auch die Aufmerksamkeit der Polizei erregt. Die Ermittler haben ein Verfahren eröffnet, schreibt «Der Landbote».

Stadtbus prüft rechtliche Schritte

Denn die Handyfilmchen zeigen oft auch Menschen in peinlichen oder kompromittierenden Situationen – unverpixelt und unzensiert. Und damit würden teils die Persönlichkeitsrechte der Personen verletzt. So ist in einem Post eine blonde Frau in einem Bus zu sehen, die laut gegen Asylsuchende schimpft. In einem anderen Beitrag wird eine körperliche Auseinandersetzung zwischen zwei Männern auf einer Wiese gefilmt.

Aber auch gefährliche Stunts werden der Community präsentiert. Einmal steigt ein Skater auf sein Brett und hält sich am fahrenden Bus fest, ein anderes Mal lässt sich ein Mann in einem Stuhl sitzend vom Bus ziehen. Nach wenigen Sekunden kippt er vom Stuhl und fällt zu Boden.

Beim Stadtbus Winterthur wolle man nun prüfen, ob konkrete Schritte eingeleitet werden können, sagt ein Sprecher dem «Landboten».

Polizei verhöhnt

Auch die Polizei taucht in den Videos des Kanals immer wieder auf. Entweder werden die Beamten bei den Einsätzen gezeigt oder verhöhnt. So filmen sich Unbekannte beim Drogenkonsum und schwenken dann auf eine Patrouille in unmittelbarer Nähe.

Der Betreiber des Accounts ist ein junger Mann zwischen 18 und 23 Jahren, wie er der Zeitung sagt. Die Videos bekommt er zugeschickt und veröffentlicht sie dann auf Instagram. Die Stadtpolizei Winterthur habe ihn aufgefordert, die persönlichkeitsverletzenden Videos zu entfernen. Er weigerte sich allerdings, sie zu löschen. Die Ermittlungen sind im Gange.

Zürcher Polizei ermittelt nicht

Vergleichbare Seiten gibt es auch in anderen Schweizer Städten. «Szene_isch_basel_» ist um einiges erfolgreicher, als das Winterthurer Pendant – über 14'000 Follower haben die Seite abonniert, um Polizeieinsätze und Schlägereien zu sehen.

Wie das lokale Portal «Prime News» berichtet, soll der Basler Rapper S-Hot dem Account zum Ruhm verholfen haben. Seine Songs sind auch immer wieder in den Videos zu hören.

Auch in Zürich gibt es eine entsprechende Seite mit über 28'000 Fans. Auch dort stehen Polizisten im Zentrum der Aufmerksamkeit. Aber auch andere Protagonisten wie Wildpinkler werden an den Pranger gestellt.

Pascal Siegenthaler, Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich, sagt dem BLICK: «Die Stadtpolizei Zürich hat Kenntnis von der Instagram-Seite ‹Szene_ish_Zueri›. Wir beobachten die Aktivitäten, es liegt uns aber keine Anzeige vor. Da der Inhalt, der die Stadt Zürich betrifft, nicht strafrechtlich relevant ist, laufen keine Ermittlungen.» Personen, die sich in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt sehen würden, müssten zivilrechtlich dagegen vorgehen. (man)

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