Jörg B.* (69) aus dem Bezirk Winterthur ZH hat Angst vor seinem Nachbar Linus T.**, dem Pächter eines Pferdehofs. «Seit einigen Tagen habe ich ein mulmiges Gefühl, wenn ich ihm alleine über den Weg laufe», sagt der Tierarzt und Reitlehrer zu Blick.
B. und T. haben seit gut zwei Jahren miteinander Ärger. Es ist ein Nachbarschaftsstreit, der blutig und dreckig wurde – im Wortsinn. Der Zürcher, der Sportpferde besitzt und für die Tiere Boxen sowie Auslaufflächen hat, erzählt: «Linus T. und seine Leute griffen mich an – sie waren zu fünft.» Eine seiner Mitarbeiterinnen sei in der Halle von Linus T. am Reiten gewesen, sagt B. Regula T.**, die Mutter von Linus T., habe der Mitarbeiterin von B. dann gesagt, sie dürfe sich dort nicht aufhalten.
B. eilt zur Halle, um zu klären. Die Situation sei aber eskaliert. «Regula T., Linus T. sowie drei seiner Mitarbeiter gingen auf mich los.» Und: «Linus T. boxte mich in den Bauch.» Plötzlich habe er einen «derart heftigen Stoss erhalten», dass er in Richtung Wand gestürzt sei, so B. «Beim Aufprall schlug ich mir den Kopf blutig – mir war schwindlig.» Das Ergebnis für den Rentner: eine blutige Kopfwunde, ein verrenkter Daumen, Prellungen. B. ist fassungslos: «Warum haben sie das getan? Wir haben ja das Mitbenutzungs- und Durchgangsrecht für die Halle.» Die Polizei sei gar gekommen.
Reithof-Verbot und Ohrfeige
Damit nicht genug des Zoffs: «T. spuckte der Tochter meiner Partnerin letztes Jahr ins Gesicht», sagt B. Schon vorher hatte die junge Frau ein lebenslanges Stall- und Anlageverbot für den Reithof kassiert. Und: «Einmal schlug Linus T. auf meinem privaten Hausplatz meiner Partnerin das Handy aus der Hand», so B. «Ich sah es nicht, glaubte aber dem Ton nach, er habe sie ins Gesicht geschlagen. Ich drehte mich um, wehrte mich für meine Partnerin – und ohrfeigte T.»
Ein friedliches nebeneinander Wohnen ist nicht möglich. B.: «Linus T. und dessen Entourage schikanieren uns dauernd. Mich, meine Familie, meine Mitarbeiter und meine Reitschüler.» Das Ziel, das B. hinter den angeblichen Schikanen vermutet: «T. und seine Familie wollen, dass wir den Ort verlassen – für immer. Sie werden so lange weitermachen, bis es mir und meiner Familie verleidet und wir wegziehen.»
Auch seiner Nase verleide es bald, so B. – wegen Gestanks. Der Schuldige aus Sicht des Tierarztes – erneut Linus T. Die beiden Männer benutzen eine gemeinsame Güllenpumpe. B. erklärt: «Er schraubt immer wieder die Sicherungen der Pumpe raus. Sie ist dann jeweils ausgeschaltet.»
Das Ergebnis: «Die Gülle läuft beim Güllenschacht, der auf meinem Land steht, schon seit vier Wochen über», sagt B. «Scheisse und sonstiges quillt heraus – und läuft über die Auslaufflächen meiner Pferde. Es stinkt widerlich. Der flüssige Mist versickert in der Drainageleitung, die in den nahegelegenen Furtbach führt.»
Linus T. und Familie bestreiten Version von Jörg B.
Auch hier seien die Beamten gekommen. Auf Blick-Anfrage heisst es bei der Zürcher Kantonspolizei, dass sie über den Gülle-Fall wie auch über den Vorfall in der Reithalle informiert worden sei und Ermittlungen im Gange seien.
Die gegnerische Partei im Nachbarschaftsstreit sieht die Dinge offenbar anders. Via Anwälte lassen Linus T. und seine Familie gegenüber Blick verlauten, die Geschichte von Jörg B. decke sich nicht mit ihrer Wahrnehmung. «Sämtliche Behauptungen werden bestritten.» Und: «Wie immer in einer Konfliktsituation gibt es zwei Seiten einer Geschichte.»
Linus T. und dessen Leute sind nicht die einzigen, mit denen B. Zoff hat. Der 69-Jährige hatte auch Ärger mit der Justiz. «Das ist Jahre her», sagt er. Das Gericht verurteilte ihn, weil es der Ansicht war, er habe gegen das Tierschutzgesetz verstossen. Der Tierarzt meint jetzt dazu: «Leider war die Staatsanwältin besser als mein Verteidiger. Das Veterinäramt wollte mir später ein Berufsverbot aufbrummen, aber sie scheiterten. Am Schluss wurde ich gar entschädigt.» Mit einer Revision alles frisch aufrollen möchte er nicht.
Seine aktuellen Gegner sind aber weder die Staatsanwältin noch das Veterinäramt – sondern Linus T. und dessen Entourage. «Ich befürchte, dass die Schikanen weitergehen», sagt B. Trotzdem – der Pferdenarr will standhaft bleiben: «Wir lassen uns nicht wegekeln.»
* Name der Redaktion bekannt
** Namen geändert