Die Wohnungsknappheit trifft auch junge Menschen in der Schweiz hart. Wer in Zürich studiert, sucht oft vergeblich nach einer bezahlbaren Bleibe. Viele Schweizer wohnen aus diesem Grund noch bei ihren Eltern. Manchen bleibt nichts anderes übrig, als in Wohnungen zu ziehen, die über ihrem Wert vermietet werden.
Genau das ist nun am Stadelhofen passiert. Studierende müssen bis Ende März aus den zwölf Wohnungen an der Gattikerstrasse ausziehen. Dort sollen per April bis zur Sanierung des Hauses Flüchtlinge einziehen.
Eine private Institution hatte 2020 die Wohnungen an der Gattikerstrasse von der Stiftung der Alterswohnungen (SAW) gemietet und an Studierende weitervermietet – offenbar zu horrenden Mieten. «Die Stadt Zürich als neue Eigentümerin stellte fest, dass die Art der Untervermietung durch diese private Institution nicht den städtischen Bestimmungen von bezahlbarem Wohnraum entsprochen hat», hält Claudia Naegeli von der Kommunikationsstelle der Stadt Zürich gegenüber Blick fest.
Konkret: Die Mieten, die die Studierenden an die private Institution zahlen mussten, waren viel zu hoch. «Es liegt nicht im Interesse der Stadt Zürich, dass städtische Wohnungen mit einer Marge untervermietet werden», sagt Naegeli. Laut dem Schweizer Mieterverband darf der Vermieter die Untervermietung verbieten, wenn der Mieter zu hohe Preise verlangt.
Hauptmieter zahlte selbst viel weniger
Der Mietvertrag zwischen der privaten Institution und der Stadt Zürich wurde aufgelöst, weil sich der Hauptmieter an der Wohnungsnot bereicherte. Wie viel die Studierenden tatsächlich zahlen mussten, möchte die Stadt auf Anfrage von Blick nicht beantworten. Nur so viel: «Der verlangte Betrag der Studierenden war massiv höher als das, was er selber als Miete gezahlt hat.»
Erst zahlten die Studierenden viel zu hohe Mieten, jetzt müssen sie ausziehen. «Die Stadt Zürich hätte mit dem Eigentümerwechsel der Liegenschaft die Verträge mit dem Mieter und Untervermieter übernehmen müssen» erklärt Naegeli die Entscheidung der Stadt Zürich. Das war unter diesen Bedingungen nicht möglich.
Flüchtlinge dürfen zwischenmieten
Unabhängig vom Rauswurf der Studierenden musste bis zur Sanierung ein Zwischenmieter gefunden werden. Erst dann bot sich die Asylorganisation Zürich (AOZ) an, die dringend Wohnraum für Geflüchtete sucht. Sie sollen im April in die zwölf Wohnungen einziehen, die Platz für 27 Personen haben.
Was an der Gattikerstrasse abläuft, ist kein Einzelfall. Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen: Die grössten Abzocker finden sich unter den Privatpersonen. Sie kassieren schweizweit im Schnitt vier Prozent mehr als institutionelle Anleger und 1,5 Prozent mehr als Immobilienfirmen.