Die islamische Grussformel «Allahu Akbar» bedeutet auf Deutsch «Gott ist gross».

Schaffhauser Muslim Orhan E. (22) musste 210 Franken Busse zahlen
«Ich sagte Allahu Akbar, weil ich mich freute»

Orhan E. musste tief in die Tasche greifen, nachdem er einen Bekannten mit «Allahu Akbar» begrüsst hat. Er macht der Polizei Vorwürfe – diese verteidigt ihr Vorgehen.
Publiziert: 07.01.2019 um 21:03 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2019 um 21:08 Uhr
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Der Schaffhauser Orhan E. wurde für den Spruch «Allahu Akbar» gebüsst: «Mir wurde Unrecht getan».
Foto: zVg
Roman Rey
Roman ReyNews-Redaktor

Der Fall sorgt bei Schweizer Muslimen für Aufsehen: Orhan E.* (22) aus Schaffhausen musste eine Busse von 210 Franken bezahlen, weil er einen Bekannten im Mai 2018 mit den Worten «Allahu Akbar» begrüsst hat (BLICK berichtete). Nun äussert sich der in der Schweiz geborene Türke im BLICK: «Ich wollte nicht provozieren – und ich habe auch nicht geschrien. Mir wurde Unrecht getan.»

Er habe sich gefreut, seinen Kollegen zu sehen, und ihn deshalb herzlich mit den Worten «Assalamu Alaikum, Allahu Akbar» begrüsst. «Ein Schweizer sagt vielleicht auch ‹Oh Gott, wie schön, dich zu sehen›, nachdem er jemanden lange nicht gesehen hat».

Eine Beamtin der Schaffhauser Polizei in Zivil – «sie stand ungefähr 15 Meter von uns entfernt», sagt Orhan E. – interpretierte das offenbar anders. Nachdem sie den 22-Jährigen zur Rede stellte, machte sie eine Personenkontrolle und rapportierte den Fall. 

«Möglichkeit, die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen»

War das gerechtfertigt? Die Schaffhauser Polizei weist die Verantwortung von sich: «Über die Verhältnismässigkeit der Busse hat die Stadtpolizei Schaffhausen zu urteilen», sagt Sprecher Patrick Caprez zu BLICK. Diese hat sie aufgrund des Rapports ausgesprochen.

Die 150 Franken Busse und 60 Franken Gebühren wurden wegen «Erregung öffentlichen Ärgernisses» ausgestellt. Hat der arabische Spruch anwesende Passanten verängstigt oder verunsichert? Orhan E. sagt: «Es waren drei Menschen anwesend: Mein Kollege, ich und die Polizistin».

Polizei-Sprecher Patrick Caprez hält entgegen, zu dieser Uhrzeit habe «im öffentlichen Raum die Möglichkeit bestanden, dass die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt werden konnte». Es sei eine stark befahrene Strasse im Feierabendverkehr gewesen. Deshalb habe die Polizistin den Vorfall richtigerweise rapportiert.

«In jüngerer Vergangenheit oft vor Terrorakten gerufen»

«Es ist ein Grundauftrag der Schaffhauser Polizei für die Sicherheit zu sorgen. Da der Ausdruck ‹Allahu Akbar› in jüngerer Vergangenheit auf der ganzen Welt oftmals vor Terrorakten gerufen wurde, muss ein solcher Sachverhalt genauer überprüft werden», sagt Caprez.

Die Schaffhauser Polizei spricht von einem «Einzelfall» und plant keine besonderen Massnahmen. Orhan E. benutzt den Ausspruch «Allahu Akbar» trotz des Vorfalls weiterhin rege. «Ich sage es 50 Mal am Tag. Es ist nichts Verwerfliches und gehört zu unserem Glauben».

*Name der Redaktion bekannt

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