Ein Missverständnis, mutwillige Diskriminierung oder berechtigte Busse? Ein 22-jähriger Türke muss in Schaffhausen 210 Franken Busse wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses bezahlen, berichtet «20 Minuten». Die Begründung der Polizei: Der Muslim Orhan E. habe einen Bekannten «laut und deutlich» mit den Worten «Allahu Akbar» begrüsst, heisst es in der Bussenverfügung.
Der Satz bedeutet so viel wie «Gott ist gross» und findet im Alltagt von Muslimen und Musliminnen die unterschiedlichsten Verwendungen. Allerdings ist er einem breiten Publikum eben auch als Schlachtruf im Zusammenhang mit Terror-Anschlägen bekannt.
Der Fall ereignete sich im Mai 2018: Gemäss eigenen Angaben hat sich Orhan E. vor dem türkischen Kulturverein Schaffhausen, der neben einer Polizeistation steht, auf Türkisch unterhalten und sagte den Gruss zu seinem Bekannten. Eine Beamtin in Zivil habe das gehört. «Auf einmal rief mich die Polizistin zu sich und wollte wissen, was ich damit gemeint hätte», sagt der Mann gegenüber der Zeitung.
Polizistin fordert Verstärkung an
Offenbar lässt sich die Situation nicht klären und die Polizistin fordert Verstärkung an. «Auf einmal fuhren bewaffnete Beamte vor. Sie tasteten mich ab, nahmen meine Personalien auf und sagten mir, ich soll mich hier verziehen.» Der Mann ist schockiert: «Ich bin hier geboren und habe so etwas noch nie erlebt.»
Die Stadtpolizei Schaffhausen bestätigt einen entsprechenden Vorfall, nennt jedoch keine weiteren Details. Simon Stocker, der Schaffhauser Vorsteher für Soziales und Sicherheit, sagt zur Zeitung: «Wie der Polizeirapport zeigt, wurde die Situation nicht als Begrüssung, sondern eben als Erregung öffentlichen Ärgernisses wahrgenommen und entsprechend rapportiert». Grundsätzlich sei das Aussprechen des Grusses aber nicht strafbar.
Die Föderation Islamischer Dachorganisationen (FIDS) kritisiert das Vorgehen der Polizei. Sprecher Önder Güneş: «Muslime haben kein Problem mit dem Ausdruck, nur Aussenstehende – weil sie ‹Allahu Akbar› nur von Terroristen hören.» Die Organisation will nun mit der Polizei das Gespräch suchen. (rey)
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Kaum ein islamistisch motivierter Terror-Anschlag, bei dem der Täter nicht «Allahu Akbar» ruft. Doch was heisst «Allahu Akbar» eigentlich? Übersetzt wird der Ruf mit «Gott ist Gross» «Gott ist am grössten» oder «Gott ist grösser als...»
In der arabischen Kultur wird «Allahu Akbar» bei grossen emotionalen Momenten verwendet – vergleichbar mit unserem «Mein Gott». Kommt der Ruf aus dem Mund eines Attentäters, ist für Islamwissenschaftler klar: Der Terrorist will mit diesem Spruch seine Tat religiös begründen.
Ein muslimischer BLICK-Leser erläutert: «Allahu Akbar wird benutzt, wenn etwas Gutes passiert oder wenn man bei einem Unglück wie ein Autounfall ohne Kratzer davon kam». Als Begrüssung sei ihm die Floskel nicht bekannt – dies bestätigen mehrere andere Leser.
Mehrere Leser aus Ex-Jugoslawien bestätigen, dass religiöse Aussprüche wie «Allahu Akbar» oder «Inschallah» in nicht immer gut ankommen. «Viele Muslime benutzen solche Wörter in der Öffentlichkeit in neutralem, unauffälligem Ton. Wir sind Teil der Gesellschaft und möchten niemandem Angst machen.»
Kaum ein islamistisch motivierter Terror-Anschlag, bei dem der Täter nicht «Allahu Akbar» ruft. Doch was heisst «Allahu Akbar» eigentlich? Übersetzt wird der Ruf mit «Gott ist Gross» «Gott ist am grössten» oder «Gott ist grösser als...»
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