Zürich bewilligt den Anlass im Zürcher Hauptbahnhof.
Mangelnde Beweglichkeit kann man der Zürcher Stadtpolizei nicht vorwerfen. Noch vor einem Monat, am 8. Juni, verweigerte die Behörde die Bewilligung für einen geplanten Anlass am Street-Parade-Wochenende. Beim «Parade Market» in der grossen Bahnhofshalle handelt es sich laut Gesuch um ein lockeres Unterhaltungsangebot mit diversen Ständen und einer DJ-Bühne.
Im Hintergrund hatte das Projekt zum Streit zwischen den Organisatoren und den Verantwortlichen des Techno-Umzugs geführt. Street-Parade-Präsident Joel Meier (49) weibelte gegen den Anlass im HB mit dem Sicherheitsargument – er fürchtet, dass die Massen bei einem Unwetter in die Halle strömen. Die Gegenseite indessen unterstellte Meier blanke Geschäftsinteressen, namentlich die Sorge um den Getränkeumsatz, den der Verein Street Parade zu einem stattlichen Teil kontrolliert.
Polizei kommt Stadtrat zuvor
Jetzt aber überraschen die Gesetzeshüter mit einer Kehrtwende: Die Veranstaltung darf nun doch stattfinden. «Nach nochmaliger eingehender Prüfung und interner Besprechung ist die Stadtpolizei Zürich zu der Schlussfolgerung gelangt, dass die Verfügung vom 8. Juni wiedererwägungsweise aufgehoben werden soll», heisst es in der Verfügung vom 12. Juli, die SonntagsBlick vorliegt. «Das Gesuch vom 10. Mai kann bewilligt werden.»
Mit diesem Beschluss kommen die Behörden dem Stadtrat zuvor. Das Gremium wäre eigentlich als Nächstes am Zug gewesen. Denn die Macher des «Parade Market» um den ehemaligen «Energy»-Partyorganisator Thomas Bischofberger (52) hatten gegen die Absage Rekurs eingereicht.
Glitzerndes Ungetüm aus vergangenen Tagen
Für die Street Parade, die nach zwei Jahren Pandemie-Pause am 13. August erneut stattfinden wird, wirkt der Zoff wie ein Fanal. Der Anlass mit einem Rekordaufmarsch von 1,1 Millionen Besuchern 2018 hat sich in den drei Jahrzehnten seit seiner Premiere stark gewandelt.
Einst Ausdruck der nonchalanten Spassgesellschaft der Neunzigerjahre, schleppt sich die Street Parade nunmehr als glitzerndes Ungetüm aus vergangenen Tagen durch Raum und Zeit.
Die Gegner des «Parade Market» haben nun 30 Tage Zeit, um Beschwerde einzureichen.