Über eine Stunde lang wurde Impfchef Christoph Berger (59) vom Deutschen Kevin W.* (†38) Ende März festgehalten und erpresst. Jetzt gibt es neue Details im Entführungsfall von Wallisellen ZH: Wie der «Tages-Anzeiger» unter Berufung auf zwei Quellen berichtet, gab sich Kevin W. als Polizist aus.
Er klingelte bei Berger zu Hause an der Tür und erklärte ihm, dass er gefährdet sei und mitkommen solle. Berger folgte der Aufforderung.
Pikant: Bis zum Zeitpunkt der Tat war die Wohnadresse des Impfchefs frei im Netz auffindbar.
Innerhalb der nächsten Stunde gab W. an einem unbekannten Ort in Zürich seine wahre Absicht preis: Er sagte Berger, dass er ihn in seiner Gewalt habe und dass er Geld von ihm fordere.
Kein Bezug zu Corona
Laut Berger soll ihn der Täter «mit der Forderung eines substanziellen Geldbetrags konfrontiert» haben. Laut mehreren Quellen ging es um einen sechsstelligen Betrag, wie CH Media berichtete. Demnach sei es nicht um Bergers Funktion als Impfchef gegangen. Einen Bezug zu Corona habe es nicht gegeben.
Weiter ergaben die Recherchen der Zeitung, dass der Fall im Zürcher Regierungsrat zwischen der Entführung und der Schiesserei kein offizielles Thema war. Das Gremium wurde bis zum Moment der Polizeiaktion in Wallisellen nicht über die Entführung des Schweizer Impfchefs informiert.
Jagd nach Entführer endete mit tödlichen Schüssen
Nachdem Berger dem Entführer die Erfüllung seiner Forderung zugesichert hatte, liess dieser ihn frei. Berger wandte sich an die Polizei, die W. aufspüren konnte.
Als eine Spezialeinheit den Entführer verhaften wollte, kam es zu einem tödlichen Polizeieinsatz, bei dem W. und seine Freundin Maria S.* (†28) starben.
Einen Tag später verhafteten die Behörden einen Mitverdächtigen, den 34-jährigen Jeremy A.*. Der Geschäftspartner von Kevin W. trat im Internet als «Flat Earther» auf, als jemand, der glaubt, die Erde sei eine Scheibe. Er befindet sich in U-Haft, es gilt die Unschuldsvermutung. (gin)
*Namen geändert