Nach Vorwürfen – jetzt spricht der Mann, der Büsi Orville (†6) überfuhr
«Ich stand unter Schock, und viele Emotionen waren im Spiel»

Nachdem Büsi Orville (†6) in Dübendorf ZH überfahren wurde, war für Besitzerin Serena (34) klar: Hätte der Fahrer schneller gehandelt, würde der Kater nun noch leben. Gegenüber Blick hat sich dieser nun geäussert.
Publiziert: 29.09.2024 um 16:01 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2024 um 11:48 Uhr
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Büsi Orville wurde überfahren.
Foto: Zvg

Auf einen Blick

  • Fahrer überfährt Katze, Besitzerin trauert
  • Fahrer stand unter Schock, rief Polizei – Besitzerin wollte Nottierarzt
  • Nachrichten zeigen heftige Beleidigungen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Natalie ZumkellerRedaktorin News

Für Serena (34) ist der Verlust ihres Büsi Orville (†6) auch einen Monat nach dem Unfall noch Grund zum Trauern. Der Kater wurde Ende August überfahren, nachdem er in einer 50er-Zone aus einem Gebüsch sprang, und der Fahrer nicht mehr halten konnte. Zu Blick sagte Serena, dass ihr Mann die Unfallstelle auf dem Heimweg von der Arbeit sah, und er sie ganz aufgewühlt nach draussen rief. «Orville bewegte sich nicht mehr. Er hatte bereits viel Blut verloren. Vermutlich lag er schon seit 20 Minuten so da.» Der Unfallfahrer sei tatenlos dort gestanden und habe nicht geholfen.

«Das stimmt nicht», äussert sich dieser jetzt gegenüber Blick. «Ich war an dem Tag in einem angemessenen Tempo unterwegs, ich fuhr circa 50 km/h, als zwei Katzen aus dem Gebüsch sprangen. Ich weiss nicht, ob sie einander jagten oder spielten. Auf jeden Fall habe ich es nur noch zweimal rumpeln gespürt.»

Fahrer stand unter Schock

Daraufhin habe er sofort angehalten und sei ausgestiegen. «Ich stand unter Schock, bin meinem ersten Instinkt gefolgt und habe sofort die Polizei angerufen.» Daraufhin habe er probiert, die Katze von der Strasse zu entfernen. «Ich konnte sie nicht anfassen, weil sie wie wild um sich herumgefuchtelt hat.» Ein vorbeifahrender Velofahrer half ihm schlussendlich, die Katze auf das Trottoir zu legen.

Dort soll sie sich entleert haben – «der Velofahrer meinte dann auch, dass er keine Atembewegung mehr spüren würde». «Ich stand noch immer unter Schock.» Keine zwei Minuten darauf sei dann der Besitzer am Unfallort vorbeigefahren und hat seine Frau nach draussen gerufen. «Die beiden waren sehr emotional, was ich auch verstehe. Ich hatte auch einen Hund, ich weiss, wie es ist, ein geliebtes Tier zu verlieren.»

Die Kommunikation zwischen den Besitzern und ihm sei jedoch schwierig gewesen, da sie gehörlos sind. «Die Verständigung war überhaupt nicht einfach. Sie standen unter Schock, ich stand unter Schock und viele Emotionen waren im Spiel.» Nachdem er noch fast zwei Stunden am Unfallort geblieben sei, gab er ihnen schlussendlich seine Nummer, entschuldigte sich mehrfach und bot an, einen Teil der entstehenden Kosten zu übernehmen.

«Ich wünschte mir, du wärst niemals geboren»

Nur kurz darauf meldete sich Serena beim jungen Mann. «Sie beschuldigte mich, dass ich zu schnell gefahren sei und mich nicht richtig gekümmert hätte, da ich keinen Tierarzt gerufen hatte. Ich habe das Tier voll mit dem rechten Reifen erwischt – ich bin kein Tierarzt, aber ich weiss, dass der Katze nicht mehr zu helfen war. Das wusste auch der Velofahrer. Ausserdem stand ich unter Schock.» Mittlerweile frage er sich auch, wieso die beiden die Katze nicht selbst umgehend zum Tierarzt gefahren haben. «Die Besitzer hätten jederzeit das Tier mit dem Auto, in dem der Mann angefahren kam, zu einem Tierarzt bringen können! Wieso hat man das nicht gemacht?» Durch ihre Gehörlosigkeit sei das für Serena nicht so einfach, erklärt sie Blick: «Ich habe mehrfach versucht, via Dolmetscherservice den Nottierarzt zu rufen, aber die App hat nicht funktioniert.» 

Auch, dass zwischen dem Unfall und dem Auftauchen des Mannes 20 Minuten vergangen seien, dementiert er. «Ich wäre sicher nicht 20 Minuten dort gestanden und hätte nichts gemacht.» 

Im Anhang der Nachricht fand er eine Rechnung für das Krematorium von knapp 600 Franken. «Ich antwortete anständig auf ihre Mail und entschuldigte mich nochmals, immerhin hatte ich noch Wochen nach dem Unfall Albträume davon. Ihre Anschuldigungen fand ich jedoch nicht fair, weil es einfach nicht stimmt.»

Daraufhin meldete sich Serena bei ihm zurück – mit heftigen Beleidigungen. In einer Nachricht, die Blick vorliegt, bezeichnet sie ihn als krankhaft und wünscht sich, «er wäre niemals geboren». Zuletzt folgte noch ein «Leb wohl» und ein Mittelfinger-Emoji. Der Fahrer erklärte, er würde sich nicht mehr bei ihr melden, und die Rechnung zahle er jetzt erst recht nicht mehr. Eine Anfrage von Blick zu den Nachrichten liess Serena unbeantwortet.

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