Mutter behauptete, Clinton (†4) sei Treppe herunter gestürzt
Tötete Yasmine F. ihren Sohn im religiösen Wahn?

Die 30-jährige Mutter Yasmine F.* wird verdächtigt, in Bülach ZH ihren eigenen Sohn Clinton* (†4) getötet zu haben. Dort, wo sie bis im Oktober wohnte, hatten die Nachbaren eine schlimme Vorahnung – und alarmierten wegen des Wahns der Kindsmutter die KESB.
Publiziert: 22.01.2019 um 20:17 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2020 um 18:53 Uhr
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Am Sonntagabend wurden Einsatzkräfte nach Bülach ZH gerufen.
Foto: Leserreporter
Beat Michel und Céline Trachsel

Am Sonntagabend endete das Leben des kleinen Clinton* (†4) auf einem Parkplatz in Bülach ZH. Der schlimme Verdacht der Polizei: Die Mutter Yasmine F.* (30) soll ihren eigenen Sohn getötet haben. Augenzeugen hatten am Sonntagabend nach 19.30 Uhr die Kamerunerin apathisch auf einem Brunnen sitzen sehen. In den Armen hielt sie das leblose Kind.

Die alarmierten Sanitäter kamen schnell, versuchten noch, den Buben zu reanimieren. Doch für den Vierjährigen kam jede Hilfe zu spät. Laut BLICK-Informationen behauptete die Mutter gegenüber der Polizei zuerst, dass Clinton die Treppe herunter gestürzt sei. Doch die Rechtsmediziner hatten Zweifel an dieser Version: Nach der ersten Inspektion konnten sie ein Tötungsdelikt nicht mehr ausschliessen und verhafteten Yasmine F., die nun in U-Haft sitzt.

«Er hatte so schöne, grosse, braune Augen»

Die 81-jährige Italienerin Camilla B.*, die seit drei Monaten Tür an Tür mit Yasmine F. wohnt, wurde noch am selben Abend befragt. «Die Polizei wollte wissen, ob ich einen Streit aus ihrer Wohnung gehört habe.» Aber sie habe an diesem Abend TV geschaut.

«Die Mutter war nicht kontaktfreudig», erzählt Camilla B. «Als ich kürzlich das Kind begrüssen wollte, zerrte sie es von mir weg, blickte böse und schob es in die Wohnung.» Unter Tränen fügt sie an: «Es hatte so schöne, grosse, braune Augen. Ein ganz lieber Bub.»

Bis Oktober wohnten Mutter und Sohn noch in einer anderen Zürcher Unterländer Gemeinde. Dort sprach BLICK mit Nachbar Valentin K.** (59), der den Vater des Kindes gut kennt: «Er hat mich am Montag angerufen und erzählt, dass sein Sohn tot sei. Dass sie so weit gehen würde, hatte er nicht erwartet.» Denn die Mutter hat eine erschütternde Vorgeschichte. Yasmine F. soll sich in letzter Zeit religiös radikalisiert haben, sodass selbst der Kindsvater Angst vor ihr hatte.

«Die Mutter war durch eine fanatische christliche Freikirche beeinflusst. Sie sprach fast immer über Gott», so Valentin K. «Sie missionierte auch auf der Strasse, wie die Zeugen Jehovas. Mit dem Kleinen im Kinderwagen.»

Fanatische christliche Freikirche

Der Kindsvater hatte Yasmine F. vor fünf Jahren in die Schweiz geholt. Valentin K. und das Paar wurden Freunde. In diesem Sommer sei die Situation in der Familie jedoch eskaliert. «Wir ahnten, dass etwas nicht stimmt. Sie warf den Vater aus der Wohnung. Er musste im Keller übernachten. Dann begann sie mit komischen Aktivitäten.»

Yasmine F. soll ihre Wohnung komplett auseinandergenommen haben: Sie riss die Wasserhähne raus, zerstörte die Steckdosen, schlug die Fliesen und den Parkett aus dem Boden. «Und dann stapelte sie alles sehr ordentlich, als ob sie es irgendwo wieder aufbauen wollte.» Als es zu einem Wasserschaden in der Wohnung kam, alarmierte Clintons Vater die Polizei. Auch der Notfallpsychiater rückte an. «Doch dann gingen die Beamten wieder.»

Notfallpsychiater war da, KESB erhielt Meldung

Ein paar Tage später sieht der Nachbar, wie die Mutter den kleinen Clinton auf einer feuchten Matratze mit dem Smartphone parkierte, während ihr eine Kollegin die Haare macht. Valentin K. meldete dies bei der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB). «Doch diese sagte, sie sei nicht zuständig, weil wegen der Scheidung bereits ein Gerichtsverfahren laufe.»

Der kleine Clinton wohnt fortan beim Vater, der im Aargau eine neue Bleibe gefunden hatte. Zwei Tage pro Woche holte ihn Yasmine F. aber zu sich. Als die Mutter im September nach Bülach zog, habe Valentin K. die Mutter aus den Augen verloren – bis zur traurigen Nachricht von Clintons Tod. Diese erschütterte den 59-Jährigen zutiefst. «Ich bin fassungslos. Ich mochte den Jungen sehr. Er war oft bei uns, war voller Energie, aber total lieb. Er strahlte die ganze Zeit und er machte immer ‹Give me five›.» Dass so etwas Schlimmes eintreffen könnte, habe er trotz allem nicht erwartet: «Ich bin einfach nur geschockt.»

* Namen geändert

** Name der Redaktion bekannt

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