Mehrfache fahrlässige Tötung
Car-Lenker wird nach Flixbus-Crash angeklagt

Die Staatsanwaltschaft erhebt nach dem Flixbus-Crash auf der Zürcher Sihlhochstrasse Anklage. Bei dem Unfall waren zwei Menschen gestorben, mehrere wurden verletzt.
Publiziert: 17.05.2023 um 10:17 Uhr
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Aktualisiert: 17.05.2023 um 10:53 Uhr
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Der Lenker des Cars, welches Ende Dezember 2018 auf der Sihlhochstrasse in Zürich crashte, wird angeklagt.

Die Staatsanwaltschaft Zürich-Limmat hat Ende April 2023 beim Bezirksgericht Zürich Anklage gegen einen Chauffeur eines Cars der Firma Flixbus wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, mehrfacher fahrlässiger Körperverletzung sowie fahrlässiger grober Verletzung der Verkehrsregeln erhoben. Dem Mann wird vorgeworfen, im Dezember 2018 bei winterlichen Strassenverhältnissen auf der Autobahn A3W (Sihlhochstrasse) einen Verkehrsunfall verursacht zu haben.

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Der Selbstunfall eines Reisecars am frühen Morgen des 16. Dezember 2018 in der Stadt Zürich beim Autobahnende der A3W forderte zwei Todesopfer und zahlreiche Verletzte. Nach dem Unfall hatte die Staatsanwaltschaft Zürich-Limmat ein Strafverfahren gegen den Lenker des Cars, einen zum Unfallzeitpunkt 57-jährigen Italiener, eröffnet und untersuchte gemeinsam mit den Fachleuten der Kantonspolizei Zürich, dem Forensischen Institut Zürich und einem privaten Sachverständigen den genauen Unfallhergang.

Passagierin wurde aus Bus geschleudert

Mit der Erhebung der Anklage Ende April 2023 hat die Staatsanwaltschaft Zürich-Limmat die Untersuchungen nun abgeschlossen. Sie wirft dem Beschuldigten vor, die Geschwindigkeit bei schneebedeckter und vereister Fahrbahn in grober Weise nicht den Verhältnissen angepasst zu haben: Die deutlich zu hohe Geschwindigkeit vor dem Bremsmanöver in Kombination mit den schwierigen Strassenverhältnissen und dem dadurch verlängerten Bremsweg führte dazu, dass der Car trotz Vollbremsung frontal gegen eine Mauer prallte.

Der Aufprall war derart heftig, dass eine Passagierin aus dem Bus geschleudert wurde und in die zehn Meter darunter fliessende Sihl stürzte, wo sie nur noch tot geborgen werden konnte. Rund zwei Wochen nach dem Unfall verstarb im Spital eine weitere Person, die sich beim Unfall schwere Verletzungen zugezogen hatte.

Neben mehrfacher fahrlässiger Tötung und mehrfacher fahrlässiger Körperverletzung wird dem Beschuldigten auch der Straftatbestand der fahrlässig groben Verletzung der Verkehrsregeln zur Last gelegt. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

Gefährlicher Autobahn-Stummel

Welches Strafmass die Staatsanwaltschaft fordert, gibt sie erst am Prozess bekannt. Wann dieser stattfindet, ist noch offen. Der Car war an einem Sonntagmorgen um 4.15 Uhr auf der Sihlhochstrasse in Zürich ins Schleudern geraten und in die Mauer am Autobahnende geprallt. Der Bus war für Flixbus von Genua nach Düsseldorf unterwegs.

Die Mauer, welche den Car aufhielt und über welche das erste Todesopfer in die Sihl stürzte, bildet das Ende eines Autobahn-Stummels. Auf die Tatsache, dass die Autobahn dort zu Ende ist, wurde zum damaligen Zeitpunkt nicht speziell hingewiesen.

Die Fahrspur bog einfach rechts ab. Wer jedoch links auf den Pannenstreifen geriet, etwa weil die Linien auf der Strasse zugeschneit waren, hatte bald die Mauer vor sich. Eine Absperrung gab es damals nicht, weil der «Stummel» regelmässig von Polizei und Rettungskräften als Wendeplatz genutzt wurde.

Das Bundesamt für Strassen (Astra) installierte nach dem Car-Unglück Betonelemente, welche nun verhindern sollen, dass Verkehrsteilnehmende versehentlich geradeaus in die Mauer fahren.

Schon 2016 Unfall am Stummel


Der «Stummel» der Sihlhochstrasse zeugt von der einstigen Autobahn-Euphorie. Die im Jahr 1974 eröffnete Sihlhochstrasse sollte den Südast des «Expressstrassen-Ypsilon» bilden, der quer durch die Stadt Zürich hätte führen sollen.

Das «Ypsilon» wurde nie fertiggestellt. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen wurde das Projekt beerdigt. Von den Plänen übrig blieb nur der bereits gebaute Autobahn-Stummel über der Sihl.

Im März 2016 gab es an dieser Stelle bereits einmal einen schweren Unfall. Damals hatte sich an einem Nachmittag ein Stau gebildet, ein Lastwagenfahrer fuhr von hinten auf die stehenden Fahrzeuge auf, geriet nach links auf den Pannenstreifen und schliesslich auf den Autobahn-Stummel.

Anders als beim Flixbus im Dezember 2018 gab die Abschrankung damals aber nach. Der Lastwagen durchbrach die Mauer, sodass er zehn Meter in die Tiefe stürzte und in der Sihl landete. Der Chauffeur erlitt schwere Verletzungen an den Beinen, überlebte aber.(nad/SDA)

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