«Lückenlos aufklären»
Ex-Bundesrichter untersucht Todesfälle an Zürcher Herzchirurgie

Der Spitalrat des Universitätsspitals Zürich hat einen ehemaligen Bundesrichter beauftragt, die hohe Zahl von Todesfällen an der Herzklinik zu untersuchen. Ziel ist es, das Vertrauen der Patienten und der Öffentlichkeit wiederzugewinnen.
Publiziert: 22.08.2024 um 10:16 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2024 um 10:38 Uhr
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Die Affäre an der Zürcher Herzklinik erregte grosses Aufsehen.
Foto: Keystone
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Ein ehemaliger Bundesrichter wird die ungewöhnlich hohe Anzahl von Todesfällen an der Zürcher Herzklinik des Universitätsspitals untersuchen. Der Spitalrat hat Niklaus Oberholzer das Mandat erteilt. Die Untersuchungen sollen etwa ein Jahr dauern.

Oberholzer war bis 2019 am Bundesgericht in Lausanne tätig. Er bringe die besten Voraussetzungen mit, um die Arbeiten der unabhängigen Untersuchungskommission zu leiten, teilte das Universitätsspital Zürich am Donnerstag mit.

Patienten sollen Herzklinik wieder vertrauen können

Ziel der Untersuchung ist es, die ungewöhnlich hohe Zahl von Todesfällen und Komplikationen in der USZ-Herzchirurgie in den Jahren 2016 bis 2020 zu untersuchen. Die Spitalleitung will diese «lückenlos aufklären», um das Vertrauen der Patientinnen und Patienten und der Öffentlichkeit wiederzugewinnen.

Erst Anfang August hat sich der bekannte Chirurg Thierry Carrel (64) erstmals zur Herz-Affäre geäussert. Der Mediziner sagte damals, unter seinem Vorgänger in Zürich seien Patienten gestorben, die an einem anderen Unispital den gleichen Eingriff wohl überlebt hätten. Angesprochen auf Fehlbehandlungen, die unter seinem Vorgänger Francesco Maisano zu Todesfällen und Patientenschädigungen geführt haben sollen und die vor vier Jahren durch einen Whistleblower publik gemacht worden sind, hielt Carrel fest: «Es ist Tatsache, dass die Sterblichkeit bei Herzoperationen zwischen 2016 und 2020 die zu erwartenden Werte um ein Mehrfaches übertraf.» Das lasse sich sagen, obwohl er die Details zu diesen Eingriffen nicht kenne.

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