Beim Unfall verletzten sich drei Personen schwer, dazu entstand grosser Sachschaden. «Kurz nach 13:09 Uhr prallte das MS Albis mit einer Geschwindigkeit von 20.7 km/h und in einem Winkel von ca. 45° in den Anlegesteg der Anlegestelle Küsnacht», wie der am Montag veröffentlichte Sust-Bericht feststellt. Die Übernahme des Fahrkommandos, vom Haupt- in einen Aussenfahrstand, hatte technisch nicht funktioniert.
Dazu kam der Zeitdruck zur Fahrplaneinhaltung: In Küsnacht legten Schiffe aus entgegengesetzten Richtung innert drei Minuten an beziehungsweise ab. Und bei der Ankunft der Albis war gerade ein anderes Schiff am Ablegen. Nachdem also ein zweiter Versuch zur Kommandoübernahme auf dem Aussenfahrstand fehlgeschlagen war, blieb nur noch «wenig Reserve für Unvorhergesehenes», wie der Bericht festhält.
230'000 Franken Schaden
Immerhin: Mit seinem Entscheid, das Schiff zwischen Prellpfähle und Steg zu lenken, verhinderte der Schiffsführer noch grösseren Schaden. Die Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) hatte den Schaden an Schiff und Steg im Nachgang zum Unfall auf über 230'000 Franken geschätzt.
Schiffsführer und ZSG kommen im Sust-Bericht aber nicht nur gut weg. Der Schiffsführer habe mit seinem offensiven Fahrverhalten etwa hohes Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Technik gezeigt – aber ein «wenig ausgeprägtes Sicherheitsbewusstsein».
Bei der ZSG machte die Sust ein mangelndes Monitoring und Training aus hinsichtlich Systemausfällen und Notprozeduren. Ein Szenario zur Störung oder zum Ausfall der Motorensteuerung gab es bis dato etwa nicht. Auch hatte die ZSG ähnliche Probleme in der Vergangenheit nicht an die Behörden gemeldet, obwohl die Sust diese als sicherheitsrelevant einstufte.
Unverhältnismässiger Fahrplandruck
Seit dem Unfall wurden bei der ZSG laut Bericht die kritisierten Missstände behoben. So informiert sie die Behörden mittlerweile lückenlos, dazu ist ein neues Ausbildungs- und Prüfungsreglement in Kraft und das Monitoring wurde angepasst.
Die ZSG teilte in einer Stellungnahme am Montag zudem mit, die Schiffsführerinnen und Schiffsführer unterlägen keinem «unverhältnismässigen» Fahrplandruck. Dazu sei eine Rollenübung zum Ausfall der Motorensteuerung von den Behörden nicht vorgeschrieben. Der gleichzeitige Ausfall aller drei redundanten Steuerstände sei «sehr unwahrscheinlich». Die Staatsanwaltschaft untersuche den Unfall weiterhin.
Beim Unfall 2016 befanden sich laut Sust-Bericht 55 Passagiere an Bord der «MS Albis», 24 Personen wurden beim Aufprall verletzt, drei davon schwer.