Auf einen Blick
- Social-Media-Gerüchte zu Vorfällen mit weissem Van
- Ein Schüler (9) in Obfelden ZH wurde von einem Fremden angesprochen
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Die Eltern in Obfelden haben jetzt Angst
«Achtung! In Niederbipp rufen zwei Männer Kinder zu sich, um einzusteigen» oder «In Moosseedorf versuchte heute jemand ein 7-jähriges Mädchen zu entführen»: Posts wie diese machen aktuell in den sozialen Medien die Runde. Der oder die Täter sollen mit einem weissen Van mit ausländischen Kontrollschildern unterwegs sein und auf dem Beifahrersitz einen Teddybären platzieren, um Kinder zu sich zu locken, so die Behauptung.
Und tatsächlich ereignete sich am Donnerstagnachmittag ein Vorfall, der an eine Kindesentführung erinnert – allerdings in Obfelden ZH. «Ein Schüler wurde von einem unbekannten Mann angesprochen, der in einem weissen Van unterwegs war. Gemäss dem Kind forderte der Mann den Knaben auf, in das Fahrzeug einzusteigen», schreibt die Schulleitung der Primarschule Obfelden in einer Elterninformation. «Unser Schüler hat in dieser Situation vorbildlich gehandelt: Er ist sofort davongelaufen, zur Schule zurückgekehrt und hat dort umgehend Hilfe geholt», heisst es weiter.
Mediensprecher Alexander Renner bestätigt auf Blick-Anfrage, dass bei der Kantonspolizei Zürich eine Meldung zu einem Vorfall in Obfelden ZH eingegangen ist. «Die Abklärungen laufen», sagt er.
«Ich bin schockiert»
Blick konnte am Freitagnachmittag mit einer Person aus dem Umfeld des Kindes (9) sprechen. «Ich bin schockiert. Man denkt immer, so was passiert nur woanders, und jetzt ist es direkt vor der Haustüre passiert», sagt sie.
Dem Bub ging es am Freitag schon besser. «Er hat es schnell verarbeitet und wurde von seinen Mitschülern verständnisvoll aufgefangen.»
«Was sind das für Menschen, die so etwas tun?»
Anders stellte sich die Situation am Donnerstag dar: Der Bub war nach dem Vorfall in der Schule zusammengebrochen und hatte geweint. Der Schock sass tief. «Ich habe so Angst», soll er noch am Abend zu Familienmitgliedern gesagt haben. Sie sind froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist.
«Die Eltern in Obfelden haben jetzt Angst», erzählt die Zürcherin weiter. Am Freitagmorgen sei kein Kind allein zur Schule gegangen. «Was sind das für Menschen, die so etwas tun?», fragt sie sich. «Es ergibt keinen Sinn, als Autofahrer ein Kind nach dem Weg zu fragen. Was wollten sie dann?»
Polizei in Moosseedorf BE eingeschaltet
In Moosseedorf im Kanton Bern scheinen die Social-Media-Gerüchte ebenfalls nicht unbegründet zu sein. Der Schulleiter versendete auch dort ein Schreiben an die Eltern. Es liegt Blick vor. «Aufgrund mehrerer Anfragen zu einer angeblichen Kindesentführung an der Schule Moosseedorf möchte ich mich als Schulleiter direkt an Sie wenden», heisst es darin. Am Donnerstag habe eine Lehrkraft einen Anruf erhalten, bei dem sich der Anrufer fälschlicherweise als Vater des Kindes ausgab und das Kind nach Hause schicken liess.
In den sozialen Medien wird gemunkelt, dass der mysteriöse Anrufer den Anruf tätigte, um das Kind zu entführen. Der Schulleiter bestätigt dies in seinem Schreiben nicht. Er verrät aber, dass dem Kind nichts passiert ist. «Der Vorfall wurde mit der betroffenen Familie aufgearbeitet. Die Polizei ist ebenfalls eingeschaltet.»
Bei der Kantonspolizei Bern ist keine Meldung zum geschilderten Vorfall eingegangen – das bestätigt die Polizei auf Anfrage von Blick. Jedoch habe sie Hinweise auf einen verdächtigen Mann in Niederbipp erhalten, der mutmasslich Kinder angesprochen haben soll. Dieser wurde am 3. September von der Polizei angehalten und in eine geeignete Institution gebracht.
Weiter schreibt die Polizei: «Bezüglich Moosseedorf haben wir keine Kenntnis von einer versuchten Kindsentführung. Es ist heute Morgen eine Meldung eingegangen, das eine Person gestern Donnerstag bei einer Schule in Moosseedorf angerufen habe, um ein Kind für einen Arzttermin nachhause zu bitten.» Weitere Abklärungen seien im Gang, so die Polizei. Derzeit bestehe kein Zusammenhang zwischen den beiden Fällen.