Hat Contact-Tracing versagt?
Brasilien-Mutanten-Fall im Swiss-Cockpit

Täglich steigt die Anzahl Corona-Mutationen in der Schweiz – die Gesundheitsbehörden sind besorgt. Doch in einem aktuellen Fall versagte das Contact-Tracing komplett. Dabei wurde eine mögliche Infektion mit der brasilianischen Variante nicht wirklich verfolgt.
Publiziert: 18.02.2021 um 10:12 Uhr
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Aktualisiert: 02.03.2021 um 16:46 Uhr
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Ein Swiss-Pilot steckte sich kürzlich mit dem Coronavirus an – das Contact-Tracing versagte dabei komplett. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Erst vor Kurzem kehrte eine Maschine der Swiss von Brasilien in die Schweiz zurück. Mit an Bord waren zwei Aargauer sowie ein deutscher Pilot. Der Deutsche musste sich nach seiner Rückkehr in sein Heimatland testen lassen. Denn dort gilt Brasilien als sogenanntes Virusvariantengebiet. Das Ergebnis des Tests: Er hatte sich mit der brasilianischen Variante angesteckt. Der Pilot meldete das sofort seinem Vorgesetzten, dieser leitete es ans Contact-Tracing Zürich weiter, weil der Flughafen auf dessen Kantonsgebiet liegt.

Kurz darauf erhielt einer der Aargauer Piloten eine Meldung seiner Swiss-Covid-App – er sei möglicherweise mit einer infizierten Person in Kontakt gekommen, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet. Sie nennt den Piloten Stefan K. Der Vorgesetzte meldete sich auch bei K. und meinte, dass sich das Contact-Tracing noch am selben Tag entscheiden würde, wie man weiter vorgehen müsse. Doch der Anruf liess auf sich warten und kam beim Vorgesetzten erst zwei Tage später an. «Sie sagten ihm, man empfehle Quarantäne für die ganze Cockpitbesatzung und werde den Kanton Aargau per Eilmeldung über den Fall informieren», sagt K. Dann passierte wieder nichts.

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Zweiter Pilot wurde nie kontaktiert

Weitere zwei Tage vergingen, bis K. schliesslich einen Anruf von einem Contact-Tracer aus dem Kanton Aargau erhielt. «Eine Frau fragte mich, wie es mir in der Quarantäne gehe», sagt Stefan K. «Ich bin nicht in Quarantäne, weil ich bisher von keiner offiziellen Stelle kontaktiert und informiert wurde», antwortete er. Die Contact-Tracerin forderte ihn auf, umgehend in Quarantäne zu gehen – sie werde ihm eine Verfügung zu schicken.

Zwischenzeitlich ist die Quarantäne von K. vorbei. Die versprochene Verfügung hat er nie erhalten. Und: Der zweite Aargauer Pilot, der ebenfalls im Cockpit von Brasilien in die Schweiz sass, bekam nicht einmal einen Anruf vom Contact-Tracing.

Pilot widerspricht Aussagen des Kantons

Das Gesundheitsdepartement klärte den Fall auf Nachfrage der «Aargauer Zeitung» detailliert ab. Dabei teilte es mit, dass der letzte Kontakt der beiden Aargauer Piloten mit dem Deutschen am 6. Februar stattgefunden habe. Die Personalien der zwei Piloten habe das Contact-Tracing Zürich am 12. Februar nach Aarau gemeldet. Für Beide sei Quarantäne angeordnet worden. Das Problem: Man habe sie am 13. Februar nicht erreicht können.

Stefan K. sieht das anders. An jenem Samstag sei er zu Hause gewesen – einen Anruf habe er nicht erhalten, ebenso wenig sein Kollege. Immerhin: Den Aargauer Piloten geht es gut. Keiner der beiden hat Symptome. (bra)


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