Küsnacht ZH weint. Seit den 90er-Jahren lebte Musik-Weltstar Tina Turner (†83) in der Goldküsten-Gemeinde. Am Mittwoch starb die Queen of Rock'n'Roll.
Vor ihrem Anwesen an der Seestrasse vergrössern seit Mittwochabend trauernde Fans stündlich das Blumenmeer. Eine Medienschar filmt, fotografiert, interviewt und notiert. Aus den Boxen der gegenüberliegenden Kneipe erklingen Turners Hits. Menschen fahren in Autos vorbei und machen mit Handys Videos der Szenerie. An Laternenmasten installierte die Gemeinde ihr zu Ehren die Weihnachtsbeleuchtung, die die Rockröhre jeweils finanzierte.
Küsnacht liebte Tina Turner
Beim Blick-Besuch vor Ort wird klar: Tina Turner war nicht nur berühmt, sie wurde geliebt.
Einer, der sie sehr schätzte, ist Spitzenkoch Rico Zandonella (62). Er ist Inhaber des Restaurants Rico's in Küsnacht. Das Lokal liegt wenige Gehminuten von Turners Villa entfernt. «Sie kam zu Fuss hierher», sagt der Beizer zu Blick.
Der Popstar war bei Zandonella Stammgast. «Sie hatte ihren Lieblingstisch – in einer Ecke, in der sie ihre Ruhe hatte.» Turner sei nie durch den Haupteingang ins Restaurant gekommen. «Sondern immer durch die Küche.»
Am Platz angekommen, liess sich Turner kulinarisch von Zandonella verwöhnen. Sie trank Champagner. Dann Rotwein – «meistens einen Franzosen oder einen Italiener», so der Wirt. Die Speisen durften «asiatisch angehaucht» und «auch ein bisschen schärfer sein». Beispiel: «Gemüse-Zitronengras-Suppe mit Langustinen», wie der mit 18 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnete Starkoch sagt. «Das hat sie geliebt.»
Der Superstar ging im Jumbo einkaufen
Doch Tina Turner mochte es nicht nur luxuriös. Sie ging auch bodenständig im Küsnachter Jumbo einkaufen. Verkäufer Hansjörg Schneikert (41) erinnert sich: «Die Leute waren zu scheu, um im Laden ein Selfie mit ihr zu machen.» Auch er selbst habe sie nicht nach einem Autogramm oder einem Foto gefragt. Schneikert bereut es: «Ich bin immer noch traurig, es nicht getan zu haben.» Er habe jedoch Turners Privatsphäre respektieren wollen.
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Engen Kontakt mit Turner hatte derweil Alexandra Kruse (44) aus Zürich. Wenn auch nur für drei Tage. «Vor acht Jahren war ich Tinas Stylistin, als sie in einem Swisscom-Werbespot auftrat», sagt sie stolz. Auch sie schaut am Donnerstag bei Turners Anwesen vorbei und trauert. Sonnenbrillen verdecken ihre verweinten Augen. «Tina war lieb, geduldig und aufmerksam zu allen. Ein wahrer Superstar – auf allen Ebenen.»
Antonio Carracedo (52) war Teil von Turners Lebens. Er ist einer der Pöstler, der Turner die Post auslieferte. «Sie erhielt viel, viel Post. Vor allem von ihren Fans – aus verschiedenen Orten. Aus Europa, Amerika, von überall.»
«War eine Botschafterin für die Gemeinde»
Noch näher dran an Tina Turner war Maximilian Duss (19). Er war der Nachbar der Musik-Legende. «Ich hörte laute Musik und Partystimmung, die von ihrem Anwesen kam. Man merkte vom Lärm her, dass da ab und zu etwas lief.» Aber: «Gesehen hat man nichts.» Duss findet es «krass», neben dem Superstar gewohnt zu haben. «Wenn man bedenkt, dass sie einen enormen Stellenwert in der Musikwelt hatte.»
Diesen enormen Stellenwert von Turner kriegte auch Markus Ernst (50) am Mittwochabend und den ganzen Donnerstag zu spüren. Ernst ist Gemeindepräsident von Küsnacht. Nach ihrem Tod sei ein «Mediensturm» über Küsnacht «hereingebrochen». Er blickt zurück: «Sie war eine hervorragende Botschafterin für die Gemeinde.»
Wo und wann die Angehörigen Turner bestatten werden, weiss Ernst nicht. Fällt die Wahl der Familie auf Küsnacht, wäre es ein Ort, an dem die Menschen den Weltstar liebten.