Die junge Schweizerin Lorena zieht zu ihrem Freund nach Zürich. Die Kunststudentin ist begeistert von Partner, Stadt und Bleibe, steht auf der Sonnenseite des Lebens. Bis eine Mietzinserhöhung ins Haus flattert. Da beginnt ein Abwärtsstrudel, in dessen Sog Lorena zuerst ihren Freund sowie ihre Wohnung verliert und schliesslich als Obdachlose in der Zürcher Hochschule für Künste übernachten muss. Ihr Schicksal teilt Lorena auf Facebook, lädt zwischen Dezember und Januar zahlreiche Videos hoch. Und geht damit viral.
1,6 Millionen Views erreichen die Beiträge. Eine riesige Zahl für die Schweiz. Tausende Nutzer nehmen Anteil, geben Tipps, stellen Fragen. Das Problem: Die Geschichte ist erfunden.
«Beruht auf wahren Geschichten»
Das sagt Lorena diese Woche in einem weiteren Video. Sie sagt auch: «Das Problem der Gentrifizierung in Zürich ist echt». Gentrifizierung bedeutet die Aufwertung eines Stadtteils durch Sanierung oder Umbau, mit der Folge, dass die ansässige Bevölkerung durch wohlhabendere Bevölkerungsschichten verdrängt wird. Um auf dieses Problem aufmerksam zu machen, haben die Studentinnen und Studenten der Hochschule das Schicksal erfunden, das nach ihren Aussagen «auf wahren Geschichten beruht».
Die Meinungen zum PR-Stunt sind nach dessen Auflösung gespalten. Von «toller Umsetzung eines wichtigen Themas» bis zu «es ist sehr privilegiert, sich als Spass als Obdachlose auszugeben», ist die ganze Meinungspalette in den Kommentaren vertreten. (vof)