Organisatoren geben zu: «Haben Fehler gemacht!»
29 Franken für 1,5 Liter Wasser auf Zürcher Balkanfestival

Am Wochenende fand zum ersten Mal das Balkan Festival in der Nähe des Flughafens Zürich statt. Es sollte ein unvergesslicher Abend werden – doch offenbar war die Organisation überfordert.
Publiziert: 01.07.2024 um 17:17 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2024 um 20:30 Uhr
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Es war viel los auf dem Balkan-Festival. Doch es lief offenbar auch einiges schief.
Foto: Screenshot Instagram/Balkanbeats
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Johannes HilligRedaktor News

Einen ganzen Tag Balkan-Feeling – mitten in der Schweiz. Es war das grosse Versprechen des ersten Balkan Open Airs, das am Samstag in der Nähe des Zürcher Flughafens stattfand. «Mit modernem Balkan-Pop, Hip-Hop und traditionellen Künstlern versammeln wir uns und holen uns gemeinsam ein Stück Heimat in die Schweiz. Zeigen wir den Schweizern, was Feiern ist!», heisst es auf der Internetseite des Festivals.

Dafür wurden grosse Stars der Szene angekündigt. Darunter Jala Brat & Buba Corelli, Dragana Mirković und Aca Lukas. Es klang nach einem tollen Tag. Von 10 Uhr bis 22 Uhr. Darauf hatte sich auch Enis T.* gefreut.

Doch schon im Vorfeld lief nicht alles glatt. «Eine Woche vor dem Open Air wurden die Tickets verscherbelt und waren günstiger als Early-Bird-Tickets», sagt T. zu Blick. Und zunächst standen T. und die anderen Festival-Gäste vor verschlossener Türe. «Statt um 10 Uhr durften wir erst um 12 Uhr rein», so T. weiter. 

«Verarscht» und «abgezockt»

Als es dann losging, knallte die Sonne vom Himmel. Eigentlich perfekte Bedingungen für so ein Festival. Doch dann fiel T. und den anderen Gästen auf, dass etwas fehlte. «Es gab keine Stellen, an denen man sich kostenlos Trinkwasser holen konnte. Dabei wurde das versprochen.» In der Tat heisst es auf der Festival-Internetseite: «Es gibt kostenloses Wasser.» Doch das hätten die Besucher vergebens gesucht. T. zu Blick: «Statt kostenlosem Wasser wurden 1,5-Liter-Flaschen Wasser verkauft. Teilweise für bis zu 29 Franken. Absoluter Wucher!»

Damit nicht genug: Einige der prominenten Balkan-Künstler, die angekündigt waren, traten gar nicht auf. «Aca Lukas, Jala Brat und Buba Corelli, Devito und Inna kamen nicht auf die Bühne.» Zum Schluss wurde das Festival frühzeitig abgebrochen. «Angeblich, weil sich einige Gäste nicht an die Regeln gehalten hätten.» T. ist enttäuscht und wütend: «Es war eine Katastrophe. Ganz schlimm.»

Mit der Meinung ist er nicht alleine. Auf Instagram schimpfen mehrere Gäste in den Kommentaren. Einige mit drastischen Worten. Die Rede ist von «verarschten und abgezockten» Besuchern. Manche seien extra aus dem Ausland für das Balkan-Festival angereist und enttäuscht worden. Es sei einfach nur «peinlich» und «dreist» gewesen. Einer fragt nach möglichen rechtlichen Schritten gegen die Veranstalter, weil er sein Geld zurückfordert. 

Notausgänge waren überschwemmt

Festival-Chef Anton Bibicaj kann die Wut der Gäste verstehen. «Wir haben Fehler gemacht und dafür möchte ich mich bei allen entschuldigen», sagt Bibicaj zu Blick. Das Team für die Organisation und Durchführung sei zu klein gewesen. «Es war ein mega Stress und es tut mir leid, dass am Ende die Gäste darunter gelitten haben.» 

Tatsächlich gab es kurz vor dem Festival noch günstige Tickets. Bibicaj: «Wir hatten noch Kapazität und haben deswegen die Tickets günstiger angeboten.» Auch der verspätete Einlass stimme. Die Erklärung dafür: «Es hatte davor viel geregnet und die Notausgänge waren überschwemmt. So konnten und durften wir niemanden reinlassen.» Sein Team und er hätten daher die Notausgänge erst benutzbar machen müssen.

«Es gab Probleme mit dem Visum»

Den Vorwurf mit der Wasser-Abzocke will Bibicaj aber so nicht stehenlassen. «Wir wollten in der Tat kostenloses Wasser anbieten, aber erst, wenn es 30 Grad heiss wird.» Dieses Detail habe man vergessen zu kommunizieren. Dass die Preise an den Ständen für eine Flasche Wasser so hoch waren, dafür seien die Betreiber verantwortlich. «Ich finde das auch zu hoch. Einige haben mir von 29 Franken für die Flasche berichtet.» Dabei habe er ansonsten darauf geachtet, dass die Preise angemessen seien. «Es gab Softgetränke für 5 Franken. Wo gibt es sowas noch auf Festivals in der Schweiz?»

Dass einige der Top-Künstler nicht auftreten konnten, ärgert Bibicaj selber. «Es gab Probleme mit dem Visum. Und ohne Arbeitserlaubnis durften die Musiker nicht auf die Bühne.» Vieles sei nicht so gelaufen, wie er und sein Team sich das vorgestellt hatten. Und trotzdem: Ein zweites Balkan-Festival wird es geben. «Die Stimmung an dem Tag war genial. Abgesehen von einigen Problemen war es toll – für alle. Wir hatten 4000 Gäste auf dem Gelände.» Das bekomme er auch in privaten Nachrichten gespiegelt. «Es gibt zwar einige, die sich zu Recht beschweren. Aber viele hatten auch einfach eine geile Zeit.»

* Namen geändert 


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