Der bekannte Schweizer Ex-Häftling Brian Keller (28) befindet sich erneut hinter Gittern. Hintergrund ist ein Prügel-Angriff auf den Tiktoker Skorp808, bei dem dieser einen dreifachen Jochbeinbruch erlitt. Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren gegen den Beschuldigten wegen des Verdachts auf versuchte schwere Körperverletzung eröffnet. Es gilt die Unschuldsvermutung.
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Von 2012 bis 2013 war Anna-Lisa Oggenfuss für das Sondersetting von Brian, der seit letztem Herbst auf freiem Fuss ist, verantwortlich und hatte engen Kontakt zu dem jungen Mann. Für Oggenfuss kommt die erneute Verhaftung nicht unerwartet, wie sie im Interview mit «20 Minuten» erklärt.
Brian könnte sich in Opferrolle bestätigt sehen
«Er wurde ohne jegliche begleitende Massnahme freigelassen, das hätte nicht passieren dürfen. Für uns war immer klar, dass das Box-Training nicht reicht und es weitere Massnahmen braucht, um ihn wieder auf eine gesunde Laufbahn zu bringen», unterstreicht Oggenfuss in dem Gespräch. «Ich habe damit gerechnet, dass seine Situation für ihn eine Überforderung darstellen wird, da seine hoch traumatisierende Vergangenheit nie verarbeitet wurde. Ich habe mir bedauerlicherweise gedacht, dass er sich nicht halten wird.»
In der Zeit des Sondersettings hat Oggenfuss Brian näher kennengelernt. Der junge Mann habe Fortschritte gemacht, wie Oggenfuss erklärt. «Brian hat begonnen, sich zu integrieren.» Die Expertin räumt ein, dass die Kosten sehr hoch gewesen seien. «Die Therapie, die schulische Bildung und das Box-Training waren sehr teuer. Aber Brian begann sich einzuordnen und Autoritätspersonen in seinem Leben zu akzeptieren.»
Als der heute 28-Jährige dann wieder ins Gefängnis verlegt wurde, sei viel aufgebautes Vertrauen kaputtgegangen, so Oggenfuss. Die erneute Verhaftung könne jetzt wieder dazu führen, dass sich Brian in seiner Opferrolle bestätigt sieht. «Er könnte das Gefühl haben, anders behandelt zu werden als andere, und dass er scheinbar nicht in diese Welt passt», unterstreicht sie gegenüber der Zeitung. Zudem bestehe die Gefahr einer erneuten Retraumatisierung. Die negativen Erlebnisse aus der Vergangenheit könnten laut Oggenfuss wieder hochkommen. «Damit wird er kämpfen müssen.» (ene)