Mimmo Galeazzo (47) versteht die Welt nicht mehr – und er ist ausser sich: «Sie attackieren mich und wollen mich kaputtmachen!» Gemeint ist der drittgrösste Schweizer Autoimporteur Astara Ital Switzerland AG. Heimlich schrieb Astara Galeazzos Kunden an – und versuchte, sie abzuwerben. Doch der Reihe nach.
Der gebürtige Italiener Mimmo Galeazzo führt die in den 60er-Jahren eröffnete Traditionsgarage Auto Steinmann GmbH in Wädenswil ZH seit vier Jahren. Vier Jahre, in denen er einen starken Kundenstamm aufbauen konnte. Er hat sich auf italienische Wagen spezialisiert und sich so auf der linken Seite des Zürichsees einen Namen machen können. Fiat, Abarth, Alfa Romeo, Lancia, aber auch Jeep, Chrysler und Dodge werden bei Galeazzo verkauft und gewartet.
Importeur schreibt hinter seinem Rücken Kunden an
Weil Galeazzo und die Importfirma Astara aber kaum je das Heu auf derselben Bühne hatten, beendete Astara die Zusammenarbeit mit dem Italiener. Ihm kam das gelegen, denn er arbeitete ohnehin nicht gerne mit dem Grossimporteur zusammen. Klein- und Ersatzteile liess sich Galeazzo dank Beziehungen in Italien direkt liefern und war damit meist billiger und fast immer schneller.
Doch Ende Dezember 2023 gabs für Galeazzo dicke Post. Kunden teilten ihm mit, dass Astara sie hinter seinem Rücken anschreibe. Im Brief, der Blick vorliegt, steht, dass die Astara und Auto Steinmann getrennte Wege gehen. Der Importeur legt den Kunden nahe, in Zukunft zu einem offiziellen Astara-Partner zu gehen. Im Brief aufgelistet werden drei Garagen aus der Region, die noch immer zum Händlernetz gehören.
Unlauterer Wettbewerb und Datenschutzverstoss?
Pikant: «Als kleines Dankeschön finden Sie in der Beilage einen Gutschein, welchen Sie beim nächsten Besuch bei den nachfolgend aufgeführten Astara-Partnern einlösen können.» 50 Franken Rabatt gibt es, wenn die Kunden sich von Galeazzos «Auto Steinmann» abwenden und zu einem Astara-Garagisten gehen. «Für mich ist das ganz klar ein Verstoss gegen das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb!», sagt Galeazzo zu Blick.
Doch es kommt noch dicker. Astara schreibt an Galeazzos Kunden weiter: «Wir bitten Sie freundlich, uns den beiliegenden Antworttalon bis spätestens 22. Dezember 2023 zu retournieren. Sollten wir keine Antwort von Ihnen erhalten, werden wir uns erlauben, Ihre Adressdaten an den nächstgelegenen Händler weiterzuleiten.» Laut Galeazzos Anwältin ein Verstoss gegen das Datenschutzgesetz.
Ein Brief voller Irrsinnigkeiten
Hinzu kommt, dass der Brief gemäss Briefkopf erst am 18. Dezember verfasst und lediglich mit B-Post frankiert wurde. Viele Kunden konnten sich gegen die Weitergabe der Adressen also gar nicht wehren, weil sie der Brief zu knapp oder gar nicht vor Ende der Frist erreichte.
Doch auch hier ist die irrsinnige Geschichte noch nicht zu Ende. Einer der aufgeführten Garagisten, an den sich die Kundinnen und Kunden nach Wunsch des Autoimporteurs Astara wenden sollten, ist weder mit der richtigen Telefonnummer noch mit der richtigen Adresse auf dem Brief abgedruckt.
Galeazzos Kunden, die ihre Autos schon seit Jahren in seine Garage bringen, reagieren irritiert auf das Schreiben, andere sogar ungehalten. «Habt ihr eigentlich einen an der Waffel?!», schiesst etwa eine Kundin in einer Mail an Astara zurück. Galeazzo beruhigt seine Kunden dann auch: «Für die Kunden ändert sich gar nichts. Ich führe weiterhin sämtliche Arbeiten, auch Garantie- und Rückrufaktionen aus.»
Astara wehrt sich
Auf Anfrage von Blick antwortet die Astara ausführlich. Sprecher Rafael Künzle schreibt, Galeazzo sei mit seiner Firma seit April vergangenen Jahres kein Vertragspartner mehr. Trotzdem habe es die Auto Steinmann seitdem nicht geschafft, die zahlreichen Logos der Astara-Marken entfernen zu lassen – obwohl sie das müsste. Er dreht den Spiess um: «Dadurch verstösst die Auto Steinmann GmbH gegen das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb.»
Das Schreiben an die Kunden sei zulässig, weil diese informiert sein müssten, wenn ein Garagist nicht mehr mit dem Grossimporteur zusammenarbeitet. Künzle bezieht sich auf die Servicepartnerverträge, die damals unterzeichnet wurden und die Astara zu einem solchen Rundschreiben berechtigen würden. Auf die 50-Franken-Gutscheine hingegen geht der Astara-Sprecher in der ausführlichen Stellungnahme mit keinem Wort ein.