Diese Partynacht im Jahr 2018 in Zürich wird das kenianische Model Amani T.* (38) aus Mailand (I) nicht so schnell vergessen. Nachdem sie mit einer Landsfrau durch verschiedene Bars und Clubs gezogen war, gerieten sich die beiden alkoholisierten Frauen in T.s Auto in die Haare. Es flogen sogar die Fäuste!
Für die einstige Bunga-Bunga-Gespielin des ehemaligen italienischen Präsidenten Silvio Berlusconi (85) klickten danach die Handschellen. Sie soll ihre Kontrahentin beim Kampf im Auto bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben! Zwei Monate blieb sie in Untersuchungshaft.
«Ich dachte, die spielt das nur»
Am Freitag stand Amani T. deshalb in Zürich vor dem Einzelrichter.
«Wir waren durch die Bars gezogen. Um 4 Uhr wollte ich nach Hause gehen, weil ich geplant hatte, am nächsten Tag etwas mit meinen Kindern zu unternehmen. Aber sie wollte noch Party machen», sagt das Model vor Gericht aus. «Ich habe Nein gesagt und wollte, dass sie aus meinem Auto aussteigt. Doch sie ging einfach nicht, deshalb stritten wir.» Irgendwann sei Amani T. mit der Faust aufs Auge geschlagen worden. «Ich habe zurückgeschlagen», gibt das Model zu. Auch an den Haaren rissen sich die Frauen.
Wieso das Opfer denn ohnmächtig wurde, wollte der Richter wissen. «Ich weiss nicht, aber ich dachte, sie spielt das nur. Ich zog sie also aus dem Wagen. Sie sagte später, ich hätte sie gewürgt – aber ich habe sie nicht gewürgt.»
Keine Beweise für den Würgevorfall
Der Richter schenkte den Ausführungen der Mailänderin mehr Glauben als dem Opfer, das nicht vor Gericht erschienen ist. Denn die angeblich Gewürgte hatte so viel Alkohol getrunken, dass sie teilweise einen «Filmriss» hatte. In den polizeilichen Befragungen waren ihre Schilderungen denn auch «wenig lebensnah», wie der Richter bei der Urteilsverkündung sagte. Er sprach Amani T. vom Vorwurf der Gefährdung des Lebens frei. «Wir können nicht abschliessend feststellen, was in jener Nacht geschehen ist», so der Richter. Für das Würgen gebe es keine Beweise, auch keine Male am Hals.
Für die zwei Monate zu Unrecht abgesessene Untersuchungshaft erhält Amani T. nun 12'600 Franken Entschädigung.
Amani T. entkam einer Strafe für Aussagen zugunsten von Berlusconi
Amani T. hatte im Jahr 2014 für Schlagzeilen gesorgt, weil sie angeblich zugunsten von Silvio Berlusconi gelogen haben soll. Der damalige italienische Staatschef hatte in Mailand eine Villa, in der er Models, Tänzerinnen und Masseurinnen wohnen liess. Auch Amani T. hat laut Medienberichten zum Kreis dieser Frauen gehört.
Mit den jungen Frauen sollen Berlusconi und seine Gäste immer wieder Sexpartys – die berüchtigten Bunga-Bunga-Partys – gefeiert haben. Weil eines der Models, die Marokkanerin Ruby, beim Geschlechtsverkehr mit dem Staatsmann noch minderjährig gewesen sein soll, stand Berlusconi vor Gericht. Er wurde schliesslich freigesprochen. Auch Amani T. entkam einer Strafe für die angeblichen Falschaussagen zum Vorteil von Berlusconi.
Amani T.: «Habe nie in Berlusconis Villa gewohnt»
Gegenüber Blick sagt Amani T.: «Ja, ich kannte ein paar dieser Models, aber ich habe selber nie in Berlusconis Villa gewohnt.» Über den Freispruch in Zürich im Würgefall zeigte sie sich erleichtert – ihr hätten eine bedingte Haftstrafe, 1200 Franken Busse und ein fünfjähriger Landesverweis gedroht.
Das Genugtuungsgeld aus der U-Haft wird Amani T. gut gebrauchen können: Die zweifache Mutter hat in Italien soeben eine dreijährige Ausbildung im Beauty-Bereich begonnen. Modelaufträge nimmt sie zuzeit keine wahr.
* Name geändert