Nach dem Tod einer Zeugin in einem Prozess gegen Ex-Premier Silvio Berlusconi (82) haben Ermittler in Italien hohe Metallwerte im Blut der Frau festgestellt. Nicht ausgeschlossen wird, dass die 33-Jährige mit radioaktiven Substanzen vergiftet worden sein könnte.
Die Leiche des am 1. März verstorbenen marokkanischen Models soll am Mittwoch oder Donnerstag obduziert werden, wie die Mailänder Tageszeitung «Corriere della Sera» am Sonntag berichtete. Die Frau hatte einen Monat lang in einer Mailänder Klinik gegen den Tod gekämpft.
Wurde sie vergiftet?
Im Gespräch mit Angehörigen und ihrem Rechtsanwalt hatte Imane Fadil den Verdacht geäussert, sie sei vergiftet worden. Das Model war daran, ein Buch über die Hintergründe des sogenannten «Bunga-Bunga»-Skandals zu schreiben, in den Berlusconi verwickelt war.
Medien berichteten dagegen von einer zunehmenden geistigen Verwirrtheit der Frau. Sie habe an religiösem Wahn gelitten und behauptet, Nachfahrin eines christlichen Heiligen zu sein. Die Frau hatte grosse finanzielle Probleme. Infolge des Skandals hatte sie nicht mehr als Model arbeiten können.
Berlusconi bedauert
Das Model hatte 2012 bei einem Prozess gegen Berlusconi ausgesagt, der mit dem Freispruch des Mailänder Grossunternehmers endete. Fadil hatte über die Abende mit jungen Frauen berichtet, die Berlusconi organisiert habe. Gegen Berlusconi läuft zurzeit noch ein Prozess wegen Zeugenbestechung im «Bunga-Bunga»-Fall.
Berlusconi erklärte, er habe Fadil nicht gekannt und nie mit ihr gesprochen. Ihre Aussagen vor Gericht seien ihm erfunden und absurd vorgekommen. Über Fadils Tod äusserte der Mailänder Grossunternehmer Bedauern: «Es ist traurig, wenn ein junger Mensch stirbt.»
Als Nonne gestrippt
Fadil war eine der Teilnehmerinnen an Berlusconis berüchtigten Sex-Orgien. Bei einer Einvernahme erzählte sie, wie sie und andere junge Frauen als Nonnen verkleidet gestrippt hätten. Fadil sagte vor Gericht aus, Berlusconi habe ihr beim ersten Mal, als sie auf eine Party in seine Villa kam, 2000 Euro in bar gegeben und gesagt, sie solle «nicht beleidigt» sein.
An diesem Abend hätten zwei Frauen im Nonnenkostüm mit «schwarzen Tuniken, weissen Schleiern und Kreuzen» vor dem konservativen Politiker gestrippt.
Bei einem Verfahren gegen drei Vertrauensleute von Berlusconi forderte sie von den Angeklagten eine Entschädigung von zwei Millionen Euro. Die drei Männer hätten ihre finanzielle Notlage ausgenutzt, um sie zu bewegen, Sex mit Berlusconi zu haben. (gf)