Alisa Veseli aus Weisslingen ZH ist erst neun Jahre alt – und musste in ihrem Leben bereits mehr als 75 Operationen über sich ergehen lassen. Das Mädchen verschluckte im Alter von 20 Monaten eine Knopfbatterie. Der Stromfluss dieser Batterie zerstörte das Gewebe ihrer Speiseröhre und nachfolgend auch ihrer Luftröhre.
Erst vergangene Woche warnten Schweizer Kinderärzte vor der Gefahr dieser Knopfbatterien.
Noch heute leidet Alisa unter dem Unfall: Sie hat Probleme beim Atmen. Immer wieder bleibt Essen stecken. Sie hat oft Halsschmerzen.
Mühe mit dem Schlucken beim Essen
An diesem sonnigen Mittwoch, als Blick sie besucht, zeigt Alisa jedoch, dass sie ein normales Kind ist: Sie spielt, sie lacht, sie springt herum, sie klettert auf Bäume und beobachtet die Käfer auf der Rinde. Es gehe ihr heute gut, sagt die Zweitklässlerin. Ihre Stimme ist rau und leise. Sie atmet stark und tief beim Sprechen. Schmerzen habe sie aber keine. Nur: «Wenn ich esse, muss ich mir mega Mühe geben beim Schlucken.»
Hier, draussen im Grünen, sei es für sie «megacool». Es mache ihr Spass. Wenn sie rennt, stösst sie jedoch an ihre Grenzen: «Ich bekomme weniger Luft als die anderen Kinder. Aber ich kann noch atmen.»
Fast acht Jahre liegt der verhängnisvolle Vorfall zurück. Alisas Mutter Besire Veseli (35) erinnert sich gut an den Tag. Es ist der 13. September 2013. «Die Packung Knopfbatterien lag bei uns im Elternschlafzimmer in einer kleinen Schublade», sagt die Zürcherin. «Wir taten sie dort hin, weil wir dachten, es sei ein gutes Versteck.»
«Sie schäumte aus dem Mund»
Veseli macht Wäsche im Haus. Plötzlich verliert sie ihr Töchterchen aus den Augen. Im Kinderzimmer findet sie die Kleine. «Alisa sass dort und machte Würggeräusche. Sie schäumte aus dem Mund und hatte rote Punkte im Gesicht.»
Die Mutter sieht die Packung neben ihrem Kind liegen. «Ich wusste sofort, was passiert war: Alisa hatte eine Batterie in den Mund genommen und verschluckt. Ich glaube, es lagen nur zwei Minuten zwischen Verschlucken und Auffinden.» Besire Veseli hat panische Angst: «Ich dachte, mein Kind erstickt mir jetzt in meinen Armen.»
Die gut eineinhalbjährige Alisa kann zu diesem Zeitpunkt zwar schon laufen, doch sie kann nicht in Worte fassen, was passiert war. «Sie konnte mir also nicht bestätigen, dass sie eine Batterie eingenommen hatte.»
«Noch heute muss Alisa regelmässig zu Kontrollen ins Spital»
Alisa sei nach dem Vorfall stets bei Bewusstsein gewesen, sagt Veseli. Und: «Als der Krankenwagen kam, schäumte sie nicht mehr. Aber ihr Mund war schief.»
Das Kleinkind wird ins Spital gebracht und geröntgt. Die Knopfbatterie ist auf den Bildern gut zu sehen. «Es dauerte sieben Stunden, bis die Batterie entfernt wurde», sagt ihre Mutter. «Zu lange.» Alisas Speiseröhre und auch ihre Luftröhre sind beschädigt – für immer.
Seit dem Vorfall hatte das Mädchen über 75 Operationen. «Noch heute muss Alisa regelmässig zu Kontrollen ins Spital», sagt Mutter Besire. Zweimal pro Jahr muss sie zudem einen Eingriff vornehmen: Ihre Speiseröhre muss aufgedehnt werden.» Dies aufgrund narbiger Veränderungen der Speiseröhre. Wenn sie rennt, komme ihre Tochter schnell ins Schnaufen, so die Mutter. Und: «Beim Reden hört man, dass etwas mit ihrer Atmung nicht stimmt.»
Wegen des grossen Leidens ihrer Kleinen macht sich die Mutter grosse Vorwürfe: «Ich habe mir damals psychologische Hilfe geholt. Ich denke mir oft: ‹Wär ich doch nur eine halbe Minute früher in ihr Zimmer gekommen.›» Besonders schlimm sei die Situation kurz nach dem Vorfall auf der Intensivstation gewesen: «Ich sah, wie Alisa um ihr Leben kämpfte. Ich dachte mir, dass ich schuld sei, wenn sie jetzt sterben würde.»
Alisas Traumberuf: «Tierärztin»
Damit andere Kinder nicht das gleiche Schicksal wie ihre Alisa ereilt, warnt Besire Veseli alle Eltern: «Bewahrt die Knopfbatterien gut auf und versteckt sie vor euren kleinen Kindern. Und kontrolliert, ob die Gegenstände, die eine Knopfbatterie haben, gut gesichert sind.»
Alisa selbst hat einen Wunsch: «Dass alles wieder besser wird.» Immerhin: Es gehe ihr schon deutlich besser als noch vor ein paar Jahren. Und die Kleine hat schon klare Vorstellungen bezüglich ihres Traumberufs: «Tierärztin!»
Wegen der Gefahr, die durch Knopfbatterien für Kinder entsteht, wird jetzt sogar die Politik aktiv. LDP-Nationalrat Christoph Eymann (70) hat mit einem Vorstoss den Bundesrat beauftragt, geeignete Massnahmen zu prüfen, wie die verursachten Gesundheitsgefährdungen von Kindern vermieden oder verringert werden können.
Wegen der Gefahr, die durch Knopfbatterien für Kinder entsteht, wird jetzt sogar die Politik aktiv. LDP-Nationalrat Christoph Eymann (70) hat mit einem Vorstoss den Bundesrat beauftragt, geeignete Massnahmen zu prüfen, wie die verursachten Gesundheitsgefährdungen von Kindern vermieden oder verringert werden können.