Es ist der Alptraum eines jeden Reisenden: Das Flugzeug landet, und vom eigenen Koffer ist weit und breit nichts zu sehen. Nicht selten bleibt das vermisste Gepäckstück auf ewig verschollen.
Vor diesem Schreckensszenario stand auch der Deutsche Frank Schauer (58). Ende November flog der Elektroingenieur aus Eppstein bei Frankfurt nach einer Japan-Rundreise mit der Swiss von Tokio nach Frankfurt, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Allerdings nicht auf direktem Wege, denn das Schneewetter kam einem gemütlichen Heimflug in die Quere: Schauer strandete für eine Nacht in Zürich.
Dank GPS-Tracker immer über den Standort im Bild
Bis nach Zürich schafften es auch seine beiden Koffer. Doch als Schauer am nächsten Tag in Frankfurt landete, trudelte lediglich einer von ihnen auf dem Förderband ein. Schauer nahm die Sache gelassen, wie er dem «Tages-Anzeiger» erzählt, und füllte die Formulare der Swiss für vermisstes Gepäck aus. «Kein Problem, der andere Koffer wird mir nachgeschickt», dachte sich der 58-Jährige da noch.
Weit gefehlt! Der Koffer schien verschollen und auch vom Baggage Competence Center der Swiss erhielt Schauer keine Rückmeldung. Das Besondere an der Geschichte: Er weiss dank eines im Koffer platzierten Airtag-Trackers, wo sich sein vermisstes Gepäckstück befindet. «Lange stand er beim Terminal im Flughafen Zürich, dann wurde er in einen Frachtbereich gebracht, wo er heute noch ist», so Schauer.
Trotz mehrmaligem Nachfragen herrschte bei der Swiss Stillschweigen. «Langsam befürchte ich, dass die Frist Anfang Januar verstreicht und mein Koffer in einer Auktion landet.» Offiziell gelten Gepäckstücke bei der Swiss nach 30 Tagen als verloren. Den Besitzern winkt in dem Fall immerhin eine Entschädigung von bis zu 1550 Franken.
Verlust wäre schmerzhaft
Für Schauer wäre ein Verlust des Koffers äusserst bitter, da sich darin «besondere Geschenke, die sich nicht mit Geld ersetzen lassen», befänden. So lägen im Gepäckstück etwa eine Modelleisenbahn, die ihm ein schwer kranker Freund aus Japan geschenkt hat. Trotz einem für ihn potenziell herben Verlust wolle er seinen Frust nicht an der Swiss auslassen, da «die Menschen an den Hotlines der Swiss alle ihren Job machen».
Zwar könnte er nach Zürich an den Flughafen fahren und seinen Koffer dort genau lokalisieren, jedoch befürchtet Schauer, dass er auch vor Ort nicht schneller an eine Auskunft gelangen würde. «Vielleicht ist es für die Swiss günstiger, den Koffer einfach verschollen zu lassen, anstatt jemanden auf die Suche danach zu schicken.»
Bei der Swiss weist man diesen leisen Verdacht Schauers zurück. «Unsere Mitarbeitenden setzen sich auch in Zeiten hoher Belastung mit Herzblut dafür ein, sämtliche Gepäckstücke möglichst schnell wieder mit ihren Besitzern zusammenzubringen», schreibt Swiss-Mediensprecher Michael Pelzer dem «Tages-Anzeiger».
Koffer soll bald eintreffen
Wegen des Schneefalls sei es damals zu Flugausfällen und Verzögerungen in der Gepäckabfertigung gekommen, so Pelzer weiter. Ganze 41 Flüge seien am 30. November storniert worden, was in der Folge zu einem Rückstau an Gepäck geführt habe. Dieser Rückstau werde zurzeit noch abgearbeitet. «Üblicherweise werden verspätete Gepäckstücke schon nach wenigen Tagen wieder ihren Besitzern zugestellt», sagt Pelzer.
Für Schauer scheint sich nun ein Weihnachtswunder anzubahnen. Nach rund drei Wochen Verspätung soll der Koffer laut dem Mediensprecher noch vor Heiligabend bei ihm eintreffen. (ced)