Jedes Wochenende greift die Polizei in Zürich über ein Dutzend betrunkene und mit Drogen zugedröhnte Partygänger auf und bringt sie in die eigens dafür eingerichteten Ausnüchterungszellen. Weil die Berauschten sich und andere gefährden, werden sie im als Hotel Suff bekannten Polizeitrakt von medizinischem Personal betreut und von privaten Sicherheitsleuten bewacht.
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829 Personen im Alkohol- und Drogenrausch landeten im vergangenen Jahr in den Ausnüchterungszellen, über 80 Prozent von ihnen Männer. Die Einweisungen ins Hotel Suff bewegen sich damit seit einigen Jahren in ähnlichem Rahmen, auch was das Verhältnis der Geschlechter betrifft.
Teure Übernachtung
Nach einer vierjährigen Pilotphase nahm die Stadt die Ausnüchterungszellen 2014 definitiv in Betrieb, nachdem die Stimmbevölkerung dem Projekt zugestimmt hatte. Jedes Jahr kostet das Hotel Suff die öffentliche Hand über eine Million Franken, obwohl die Berauschten für die Ausnüchterung teuer bezahlen müssen. Je nach Aufenthaltsdauer werden ihnen 450 bis 600 Franken in Rechnung gestellt.
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Gab es früher wiederholt Diskussionen, weil das Geld kaum einzutreiben war, soll sich dies inzwischen gebessert haben. «Die Mehrheit der gestellten Rechnungen werden bezahlt», sagt Charles Schnyder von Wartensee, Sprecher der Stadtpolizei Zürich. Wer den Betrag nicht begleiche, werde zweimal gemahnt. «Danach betreiben wir die Säumigen.»
Wie die Zahlen der Polizei zeigen, wohnen zwei Drittel der 2023 ins Hotel Suff Eingewiesenen ausserhalb der Stadt Zürich: Ein Drittel der Überbordenden kam aus dem übrigen Kantonsgebiet, ein Drittel aus anderen Kantonen (137) sowie dem Ausland (51).
Verträge mit Gemeinden
Der beträchtliche Anteil an Auswärtigen in den Zürcher Ausnüchterungszellen lässt sich seit Jahren feststellen – aus diesem Grund bestehen Verträge zwischen Zürich und zahlreichen umliegenden Gemeinden. So sollen die Kosten verteilt und nicht allein der Stadt Zürich als Betreiberin aufgebürdet werden.
Trotzdem gab es wiederholt Kritik am teuren Betrieb der Zentralen Ausnüchterungs- und Betreuungsstelle, wie die Stadt das Hotel Suff in Amtssprache bezeichnet. Ursprünglich hatte die Betreiberin mit jährlich 1000 Einweisungen gerechnet, eine Prognose, die bisher nicht einmal im Rekordjahr 2019 eintraf, als 927 Personen in den Ausnüchterungszellen übernachtet hatten.
Entlastung der Spitäler
Das Hotel Suff entlaste das Personal in den Spitälern und die Regionalwachen der Polizei, rechtfertigte der Stadtrat den defizitären Betrieb wiederholt. Im Gemeinderat gab es zuweilen Kritik von rechts und links, von der einen Seite wegen der Finanzen, von der anderen aus grundsätzlichen Überlegungen. Weil Alkohol- und Drogensüchtige in den Zellen nicht fachgerecht betreut und begleitet würden und es für berauschte Partygänger keine derartige Infrastruktur brauche. Zudem stört man sich teilweise daran, dass private Firmen für die medizinische Versorgung und die Sicherheit in den Ausnüchterungszellen beigezogen werden.