Insekten-Prozess in der March SZ
Autofahrer nach Unfall freigesprochen – Wespe ist schuld

Ein Lenker kollidierte im Kanton Schwyz mit zwei weiteren Fahrzeugen. Trotzdem spricht das Bezirksgericht March den Mann frei. Nicht er war schuld, sondern sein geflügelter Begleiter.
Publiziert: 15.04.2024 um 18:36 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2024 um 22:34 Uhr
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Eine Wespe verirrte sich in das Auto eines Mannes, dieser verursachte daraufhin einen Verkehrsunfall. (Archivbild)
Foto: Visuals Unlimited, Inc./Mark Plonsky

Sonne, Hitze und offene Fenster — wer im Juli durch die Gegend fährt, der wird früher oder später den kühlenden Fahrtwind ins Auto lassen wollen. So auch ein Mann vor zwei Jahren im Kanton Schwyz.

Auf der Zürcherstrasse in Tuggen fuhr der Mann mit offenen Autofenstern Richtung Holeneich und sammelte dabei einen ungewollten Begleiter auf, wie die Lokalzeitung «Höfe24» berichtet. 

Eine Wespe flog durch das Fenster ins Innere des Autos, schwirrte dem Lenker zwischen den Beinen hin und her. Das Problem: Er hat eine Wespenallergie.

Wegen eingedrückter Lunge ins Spital

Im völligen Schockzustand drosselte er das Tempo — und kam trotzdem auf die Gegenfahrbahn. Er kollidierte links-frontal und seitlich mit zwei entgegenkommenden Autos. Er befreite sich anschliessend selbst aus seinem Wagen mit einer Platzwunde.

Aufgrund seiner eingedrückten Lunge musste er notfallmässig im Spital behandelt werden, die anderen beiden Lenker blieben unverletzt. 

Entschädigung für Allergiker

Die Staatsanwaltschaft schien das gestreifte Tier jedoch nur wenig zu interessieren und warf dem Mann Vorsatz vor. «Nichtbeherrschen des Fahrzeugs» lautete sein Vergehen. Er habe ein Manöver vorgenommen, das die Bedienung seines Fahrzeuges erschwerte, so wie auch das Bedienen des Handys oder das Einstellen des Radios unter diese Kategorie fallen.

Das Bezirksgericht March sah dies aber völlig anders und sprach den Beschuldigten frei. Die Verfahrenskosten wurden erlassen und von der Staatskasse übernommen. Auch für die Anwaltskosten wurde der Allergiker entschädigt.

3000 Unfälle durch Wespen

Insekten sorgen immer wieder für Unfälle. 2016 waren sie zum Beispiel für rund 20'000 Unfälle pro Jahr verantwortlich. Darunter 3000 Unfälle durch Wespen und 2300 durch Bienen. Besonders heikel wird es dann, wenn jemand allergisch auf das Insektengift reagiert, von einem Tier in den Mund gestochen wird oder sich von einem Plagegeist ablenken lässt.

Dann kann es zu gravierenden Autounfällen und auch zu Arbeitsunfällen kommen. Wie die Suva mitteilte, seien das Stand 2016 rund 40 Unfälle pro Jahr gewesen.

Das empfiehlt der TCS

Für Allergiker gilt im Generellen: Fenster zu und besser mit Klimaanlage fahren. Verirrt sich dennoch eine Wespe ins Auto, sollte man so ruhig wie möglich bleiben und versuchen, weiter auf den Verkehr zu achten.

Der TCS empfiehlt, die Geschwindigkeit allmählich zu reduzieren, rechts heranzufahren, Pannenblinker einzuschalten und nötigenfalls anzuhalten. Beim Aussteigen auf die heranrollenden Autos achten und langsam aussteigen. Allergiker sollten zudem immer ein entsprechendes Notfall-Set im Auto bereit haben. (mgf)

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