Man muss nichts produzieren, auch keine Waren an Lager haben. Nur einen Onlineshop brauchts. Mit Produkten, die man gar nicht hat. Und viel Werbung sollte man schalten. Auf Tiktok und Instagram. Dort, wo die Jungen sind.
So lautet die Kurzfassung der Dropshipping-Anleitung. Glaubt man verschiedenen Coaches, wird man damit reich. Sehr reich sogar.
Markenklamotten, Rolex-Uhren, Porsche
So wie Dominik Gossweiler (25). Der angebliche Multimillionär aus Wattwil SG zeigt in einem Werbevideo, was er hat: teure Markenklamotten, Rolex-Uhren, einen Porsche. Doch Gossweiler betreibt kein Dropshipping. Er bietet Dropshipping-Kurse an.
Geht bei einem solchen Onlineshop eine Bestellung ein, laufen Verpackung und Versand über einen Grosshändler, etwa aus China. Die Waren werden dann direkt von dort an die Kundinnen und Kunden geliefert. Das ist der Clou.
Bekannte als erfolgreiche Absolventen?
Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, erkundigte sich eine Mutter unlängst auf Linkedin: «Mein Sohn möchte ins Onlinebusiness. Ich kenne mich da viel zu wenig aus», so die Mutter. «Ich wäre sehr dankbar, wenn Profis hier mir sagen könnten, ob diese Ausbildung ihren Preis (ca. 12'000 Franken) wert ist.» Dazu verlinkt die Mutter die Website von Gossweilers Ecomverse, einem Anbieter von Onlinekursen, der von der Firma 3CC Group AG mit Sitz im steuergünstigen Pfäffikon SZ betrieben wird.
Laut dem Bericht nehmen in Werbevideos auf der Ecomverse-Website «überraschend viele» angebliche Absolventinnen und Absolventen von Gossweilers Kursen Teil, «die entweder bei der Coaching-Firma selbst arbeiten – oder Bekannte aus Wattwil sind, wo der Ecomverse-Gründer aufgewachsen ist».
Die konkreten Produkte oder Adressen der Onlineshops, mit denen die angeblichen Ecomverse-Absolventen viel Geld machen sollen, werden demnach in den Videos nie erwähnt. Das sei auch in den Onlinekursen so.
Gebühren von bis zu 25'000 Franken
Inside Paradeplatz berichtete bereits im vergangenen Jahr über Ecomverse. Die Kurse sollen dort bis zu 25'000 Franken kosten, hiess es. Das Basispaket kostet gemäss «Tages-Anzeiger» 4500 Franken. Dessen Anfragen beim Coaching-Unternehmen blieben unbeantwortet.
Dass man auf Amazon vergleichbare Produkte günstiger haben kann als bei den Dropshippern, scheint diese nicht zu kümmern. Malte Polzin, Ex-Chef von Brack: «Es kann sein, dass ein Produkt zum Beispiel über Dropshipping etwas teurer angeboten werden kann als auf Amazon, da viele Instagram oder einen anderen Social-Media-Kanal nicht verlassen, wenn sie sich von einem Produkt angesprochen fühlen.» Aber es sei illusorisch, zu erwarten, dass man auf Dauer von einer grossen Kundengruppe ein Mehrfaches des Amazon-Preises für ein Produkt erhalte. (noo)