Eine Horde Hooligans stürmt auf den Rasen der Swissporarena in Luzern, völlig ungehindert. Es sind offensichtlich die Krawallmacher, die auf dem Rasen den Ton angeben und entscheiden, wie es weitergeht – nicht die Klubs oder die Polizei. Mindestens 20 Polizisten in Vollmontur stehen zwar unmittelbar daneben, greifen aber gegen die zwei Dutzend Krawallbrüder nicht ein.
Die grosse Frage: Warum? Hat die Staatsmacht vor den Ultras kapituliert? Haben ausgebildete Polizisten trotz gleicher Mannesstärke Angst vor Chaoten in Trainerhosen? «Nein», heisst es von der Luzerner Polizei. Sprecher Christian Bertschi: «In diesem Moment ging es uns darum, eine weitere Eskalation zu verhindern.»
Konkret: Die Krawallmacher sollten davon abgehalten werden, in die Katakomben des Stadions vorzudringen und die übrigen Zuschauer zu gefährden – und das sei auch gelungen. Die Polizei sei hinter den Stadionordnern in einer Linie aufgestellt gewesen, damit ein weiteres Vordringen auf den Rasen nicht möglich gewesen wäre.
Keine Szenen wie beim FCZ-Abstieg 2016
«Ein hartes Eingreifen hätte möglicherweise für noch mehr Gewalt gesorgt», so Bertschi: «Es wäre möglich gewesen, dass sich noch andere Fans, vielleicht sogar vom gegnerischen Team, in die Situation einmischen, auf den Rasen stürmen und sich mit den Fans solidarisieren. Das Eskalationspotenzial wäre dadurch nur noch gestiegen.» Für die Polizei habe der Schutz der Spieler, Zuschauer und Teammitarbeiter an erster Stelle gestanden.
Besonders die Szenen vom Abstieg des FC Zürich 2016 dürften den Einsatzkräften noch in lebhafter Erinnerung geblieben sein: Damals drangen Vermummte in die Katakomben des Letzigrunds ein, Hunderte lieferten sich bis tief in die Nacht Scharmützel mit der Polizei – es kam zu Tumulten und Sachbeschädigungen.
Die Härte des Gesetzes sollen die Chaoten nun aber nachträglich zu spüren bekommen. Wie die Liga heute mitteilt, erhalten insgesamt vier GC-Anhänger Stadionverbot – per sofort! Betreten sie beim nächsten Spiel der Grasshoppers am Donnerstag auswärts in Bern das Stadion, droht ihnen eine Anklage wegen Hausfriedensbruch.