Noch ein trauriger Rekord für GC. Der ehemalige Vorzeige-Klub verabschiedet sich mit dem zweiten Spielabbruch der Saison (nach den Pyro-Würfen von Sion) aus der Liga.
GC-Trainer Uli Forte: «Das ist nicht nur ein rabenschwarzer Tag für GC, sondern für den ganzen Schweizer Fussball. Das, was mit den Fans passiert ist, ist ein absolutes No-Go.»
GC-Goalie Heinz Lindner, der nach dem Spiel-Unterbruch mit den Fans zu verhandeln sucht, ist nach dem definitiven Abbruch den Tränen nahe: «Das geht mir sehr nahe. Unser Klub hat sich sehr unrühmlich in die Zweite Liga verabschiedet. Ein Klub mit sehr viel Tradition, das tut sehr weh.»
Die GC-«Fans» drehen in der 68. Minute durch. Kurz nachdem Voca das 4:0 für Luzern erzielt hat und der Hopper-Abstieg auch rechnerisch klar ist. Sie übersteigen in ihrem Sektor den Zaun. Zur Erinnerung: Um sich weiterhin an den letzten Strohhalm zu klammern, hätten die Hopper in Luzern gewinnen müssen.
Der junge Schiri Alessandro Dudic (30) unterbricht die Partie, schickt die 21 Spieler (GC-Basic sah in der 46. Minute Rot) rein. Der Luzerner Anhang singt: «Wer nöd gumpet, isch en Zürcher!»
«Gebt das Leibchen her! Lasst die Hosen runter! Verpisst Euch!»
Acht Minuten nach dem Unterbruch marschiert die schwer bewaffnete Polizei auf. 26 Kleiderschränke in Gefechts-Montur.
Lindner, begleitet von «Ausser Lindner könnt ihr alle gehen!»-Rufen geht zu seinem Anhang. Im Schlepptau: Der neue Präsident Stephan Rietiker, Team-Manager Christian Künzli und der GC-Sicherheitsverantwortliche Christian Inauen.
Es wird mit dem GC-Rädelsführer, einem grauhaarigen Mann mit langem, weissen Bart und unzähligen Tatoos, verhandelt. Die meisten anderen Fans sind vermummt.
Lindner: «Ich kann den Unmut der Fans irgendwie verstehen. Wenn du in der 64. Minute 0:4 hinten liegst und dich so aus der Liga verabschiedest. Ich habe mit ihnen das Gespräch aufgenommen und versucht zu verhandeln. Aber es war relativ schnell klar, dass Weiterspielen keine Option mehr war.»
Die unmissverständliche Forderung der Fans an die Absteiger: «Gebt das Leibchen her! Lasst die Hosen runter! Verpisst Euch!» Die Botschaft: Ihr seid nicht würdig, weiter das GC-Dress zu tragen.
Der Kompromiss: Die Spieler kommen wieder aus den Katakomben, geben das Shirt. Mehr nicht.
Eine Erniedrigung für Lindner? «Nein, wenn es dazu beigetragen hat, Ausschreitungen oder Gewalt zu verhindern, ist es egal, ob es erniedrigend ist oder nicht.» Und GC doppelt in einer am Abend veröffentlichten Medienmitteilung nach: «Das bedeutet nicht, dass wir damit das unsportliche und menschlich fragwürdige Verhalten gutheissen.»
Forte mischt sich nicht ein
Weshalb ging Forte nicht zur Kurve? Hatte er Angst? «Ich hatte Angst, dass es weitere Ausschreitungen geben wird. Aber mich wollten die Fans nicht sehen. Ich bin froh, dass die Spieler ihre Leibchen abgegeben haben. Die Frage war: Sollen wir mit den Fans auf Konfrontation gehen oder die Wogen glätten.»
Absteiger GC entscheidet sich für den Kniefall vor dem eigenen Anhang. Um 17.51 Uhr bricht der Schiri (er war schon vierter Offizieller beim Abbruch Mitte März in Sion) die Partie ab. GC ist abgestiegen. 66 Minuten später verlässt der Mannschafts-Bus Luzern mit Polizei-Schutz.
Luzern-Captain David Zibung: «Es wird in der Liga mit GC ein grosser Name fehlen. Ich hoffe als Nostalgiker, dass GC bald wieder in der Liga auftaucht.»
*********
Das Spiel: Die Hoppers betonen vor dem Spiel regelmässig, alles in die Waagschale zu werfen, so lange noch eine theoretische Chance auf den Klassenerhalt besteht. Und was passiert auf dem Feld? Nur noch zehn GC-Spieler trotten nach einer desaströsen ersten Halbzeit in die Kabine. Beim Stand von 0:2 lässt sich Basic kurz vor der Pause als letzter Mann zu einer Notbremse hinreissen, kassiert Rot und verursacht einen Penalty. Diesen pariert Lindner zwar (gegen Demhasaj), doch auch nach der Pause bäumen sich die Hoppers nicht auf. Spätestens nach FCL-Doppelschlag in der 66. Minute glaubt niemand mehr an die GC-Wende, dann kommen die GC-Chaoten dem fixen Abstieg zuvor, indem sie ein verfrühtes Spielende erzwingen.
Die Tore:
25., 1:0, Eleke: Nach einem Ravet-Fehler fährt der FCL einen blitzschnellen Konter. Über Demhasaj, Vargas, Voca und Eleke findet der Ball den Weg ins Tor.
28., 2:0, Vargas: Das FCL-Juwel schlägt im Alleingang zu! Vargas zieht von der Seite nach innen, zieht von der Strafraumgrenze ab – und erwischt Lindner mit einem Aufsetzer. Ein haltbarer Schuss.
63., 3:0, Eleke: Nach einer Schneuwly-Flanke kommt der Ball über Vargas zu Eleke, der sein 13. Saisontor erzielt.
66., 4:0, Voca: Ein Voca-Abschluss wird von Diani ins eigene Tor abgelenkt.
Das gab auch zu reden: Auch bei Luzern läuft nicht alles rund. Die Fans bekunden ihren Unmut über die Aussagen von Thomas Häberli. Der FCL-Trainer bedachte letztes Wochenende in Lugano, dass eine mögliche Europa-League-Qualifikation wegen der Doppelbelastung «eine grosse Herausforderung» sei. Die Kurve reagiert mit Bannern: «Unsere einzige Belastung ist eure Haltung zu Europa.»
So gehts weiter: Bereits in wenigen Tagen. Luzern spielt am Mittwoch in Basel (20 Uhr), GC am Donnerstag in Bern gegen YB (20 Uhr).
Swissporarena, Luzern
SR: Alessandro Dudic
Tore: 25. Eleke (Voca) 1:0. 28. Vargas 2:0. 63. Eleke (Vargas) 3:0. 66. Voca 4:0.
Luzern: Zibung; Kakabadze, Lucas, Custodio, Sidler; Schulz; Vargas, Schneuwly, Schürpf, Eleke; Demashaj.
GC: Lindner; Cvetkovic, Ajeti, Zesiger, Lika; Euclides Cabral (46. Pinga); Basic, Diani, Sigurjonsson; Ravet (46. Pusic), Djuricin.
Bemerkungen: Luzern ohne Cirkovic, Knezevic, Juric, Schürpf, Schwegler (alle verletzt), Salvi, Wolf, Ugrinic und Feka (nicht im Aufgebot). 45. Lindner hält Elfer von Demhashaj. GC ohne Nathan, Rhyner, Kamber, Gjorgjev, Kastrati, Arigoni (alle verletzt), Asllani (gesperrt), Taipi, Goelzer, Tarashaj und Caiuby (nicht im Aufgebot). 45. Lindner hält Elfer von Demhashaj. 68. Minute. GC-Fans steigen über Zaun. Spiel wird unterbrochen. Um 17.51 Uhr wird Spiel abgebrochen.
Gelb: 20. Euclides Cabral (Foul). 24. Kakabadze (Foul). 35. Alves (Foul). 65. Sigurjonsson (Foul).
Rot: 45. Basic (Foul).
Swissporarena, Luzern
SR: Alessandro Dudic
Tore: 25. Eleke (Voca) 1:0. 28. Vargas 2:0. 63. Eleke (Vargas) 3:0. 66. Voca 4:0.
Luzern: Zibung; Kakabadze, Lucas, Custodio, Sidler; Schulz; Vargas, Schneuwly, Schürpf, Eleke; Demashaj.
GC: Lindner; Cvetkovic, Ajeti, Zesiger, Lika; Euclides Cabral (46. Pinga); Basic, Diani, Sigurjonsson; Ravet (46. Pusic), Djuricin.
Bemerkungen: Luzern ohne Cirkovic, Knezevic, Juric, Schürpf, Schwegler (alle verletzt), Salvi, Wolf, Ugrinic und Feka (nicht im Aufgebot). 45. Lindner hält Elfer von Demhashaj. GC ohne Nathan, Rhyner, Kamber, Gjorgjev, Kastrati, Arigoni (alle verletzt), Asllani (gesperrt), Taipi, Goelzer, Tarashaj und Caiuby (nicht im Aufgebot). 45. Lindner hält Elfer von Demhashaj. 68. Minute. GC-Fans steigen über Zaun. Spiel wird unterbrochen. Um 17.51 Uhr wird Spiel abgebrochen.
Gelb: 20. Euclides Cabral (Foul). 24. Kakabadze (Foul). 35. Alves (Foul). 65. Sigurjonsson (Foul).
Rot: 45. Basic (Foul).
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |