Der Dauerregen lässt viele Gewässer über die Ufer treten. Schon seit mehreren Tagen sind die Schleusen offen, verschiedene Gebiete sind von den Wassermassen bedroht. Speziell entlang der Aare, im Wallis und am Bielersee sind Gewässer überlaufen. Seit Samstag fiel in der Schweiz 2'976'648'500'000 Liter Niederschlag vom Himmel, informierte Meteo News. Das entspricht ungefähr dem Wasservolumen des Zugersees!
Kommt man im Ried in der Obwaldner Gemeinde Sachseln an der Gemeindegrenze zu Giswil an, wird schlagartig klar, dass hier etwas im Argen liegt. An die 30 Autos stehen mitten auf der Wiese, immer wieder muss ein Gefährt aus dem Dreck gezogen werden.
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«Man kennt es langsam»
Zwei Toitoi-WCs säumen die schmale Teerstrasse und dann – nur noch Wasser. «Unser Haus ist jetzt eine Insel», sagt Thomas Portmann (53) und lacht. «Man kennt es langsam», sagt der Unternehmer, der einen Camper-Shop in Giswil OW betreibt. «Wichtig ist eigentlich nur, dass man sich genau überlegt, was man mitnimmt, bevor man evakuiert wird.»
Nach der Ankunft nahm der Gemeindepräsident Knut Hackbarth (57) den Blick-Reporter direkt unter die Fittiche und setzte ihn in ein Kanu – Hackbarth persönlich führte im Wasser watend das Boot. «Mit dem Pegel des Sarnersees haben wir immer wieder Sorgen», sagt er während «Flussfahrt».
An die 130 Menschen wohnen im Ried-Gebiet am See. Aktuell können sie weder duschen noch aufs WC. «Deswegen haben wir die Toitois aufgestellt. Am Ende der Strasse stehen auch Container mit Duschen», sagt Hackbarth.
«Wir gehen mit den Stiefeln in den Ausgang»
Doch die Menschen im Ried lassen sich hier nicht aus der Ruhe bringen. «Wir wissen langsam, wann es gefährlich wird», sagt Therese Lanfranchi (70), eine Einwohnerin, die bei weitem nicht die erste Überflutung erlebt. «Wir gehen mit den Stiefeln in den Ausgang oder bleiben zu Hause», erzählt sie dem Reporter im Kanu seelenruhig, während sie im hüfthohen Wasser steht.
Für die Zukunft wünscht sie sich nur eines: «Dass der Stollen bald fertig ist und man früh genug das Wasser ablässt.» Gemeint ist der Hochwasserstollen, ein Jahrhundertprojekt des Kantons Obwalden. Erst im Frühjahr wurde bekannt, dass dieser mit 180 statt 115 Millionen Franken massiv teurer wird. Der Stollen soll 2026 eröffnet werden – bis dahin werden die Menschen im Ried wohl noch ein paar Mal nasse Füsse haben.
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