Er wird laut, schimpft wütend auf einige Buben ein und schliesslich eskaliert die Situation komplett. Während ein Töffli angefahren kommt, stellt sich der Sicherheitsmitarbeiter in den Weg und bringt den Fahrer zu Fall. Dann endet das Video.
Die Aufnahmen stammen vom Töffli-Treffen am Ostermontag beim Ace Cafe in Rothenburg LU. Eigentlich ein tolles Event mit über 2000 Teilnehmern und stolzen Töffli-Besitzern, die ihre Maschinen präsentierten.
Doch am Ende der Veranstaltung drehte ein Sicherheitsmitarbeiter im roten Bereich. Inzwischen kursieren die Szenen im Internet und sorgen dort für mächtig Wirbel. «Einen Jugendlichen bei voller Fahrt vom Töffli zu reissen. Was stimmt nicht mit dem», lautet ein Kommentar.
«Nicht in Ordnung, Jugendliche so hart anzugehen»
Das sieht auch Dany Kunz (38), Chef vom Ace Cafe, so. Und er hat auch schon angesichts des Vorfalls reagiert. «Ich habe bereits der Sicherheitsfirma gekündigt. Es ist das Erste, was ich nach dem Vorfall getan habe. So etwas geht gar nicht und ist in keiner Weise zu entschuldigen», sagt Kunz zu Blick. Er habe schon zuvor mit der externen Sicherheitsfirma mehrmals zusammengearbeitet – bislang ohne Zwischenfall.
Das Unternehmen sollte den Verkehr regeln und dafür sorgen, dass die Fahrzeuge ordnungsgemäss parkiert werden. Damit sei der eine Mitarbeiter aber offenbar überfordert gewesen, so der Cafe-Chef. Das sei aber keine Entschuldigung. «Es ist absolut nicht in Ordnung, Jugendliche so hart anzugehen.»
Er sei bereits in Gesprächen mit einer neuen Sicherheitsfirma für die nächsten Events. Für Kunz ist klar: «So etwas darf sich nicht wiederholen.»
«Denen war gar nicht klar, wie gefährlich ihr Verhalten war»
Auf dem Video ist Mario T.* (50), Chef der Luzerner Sicherheitsfirma, zu sehen. Dass es am Rande des Events zu solchen Szenen kam, bedauert er. Es sei eigentlich ein schönes Treffen gewesen. Nur einige Jugendliche hätten Ärger gemacht und sich nicht an die Regeln gehalten.
Die kurzen Videos würden zwar hart aussehen, aber nicht die Realität zeigen. Mario T. zu Blick: «Die Jugendlichen haben sich nicht an die Regeln gehalten und ich habe sie darauf hingewiesen.»
Seine Aufgabe und die seiner Mitarbeiter war es, dafür zu sorgen, dass keine Unfälle passieren, den Verkehr zu regeln und Rennen und Lärmbelästigung zu unterbinden. Dafür seien er und seine Leute polizeilich geprüft und entsprechend ausgebildet. Nur: «Die Signale von mir und meiner Mitarbeiter wurden von einigen Töffli-Buben konsequent ignoriert. Denen war gar nicht klar, wie gefährlich ihr Verhalten war.»
«Ich hatte ein klares Stopp-Zeichen gemacht»
Er selber habe nicht überreagiert, findet er. «Ich habe nur meinen Job gemacht.» Auch, was den Zusammenprall mit dem Töffli angeht, habe T. keinen Fehler macht.
Es würde zwar so aussehen, als ob er den Jungen von der Maschine reisst. In Wahrheit sei es aber anders gewesen. «Ich hatte zuvor ein klares Stopp-Zeichen gemacht. Der Junge sollte anhalten. Doch das tat er nicht und fuhr voll gegen mich. Angeblich habe er nicht richtig bremsen können.»
Er habe den Töffli-Buben also nicht etwa angegriffen, sondern sei vielmehr angefahren worden. Obwohl sein Knie dabei verletzt wurde, habe er weitergearbeitet. Mario T. zu Blick: «Am Abend bin ich zur Kontrolle ins Spital. Eine Geschwulst am Knie wurde festgestellt. Gebrochen ist zum Glück nichts».
Keine Anzeigen gegen Sicherheitsdienst
Überhaupt seien einige Töffli-Buben extrem respektlos gewesen an dem Event, wie der Sicherheits-Chef berichtet. Neben mehreren Beleidigungen seien manche auch handgreiflich geworden. Und genau deswegen habe er auch die Polizei gerufen.
Tatsächlich musste die Luzerner Polizei zwei Mal ausrücken, wie Sprecher Simon Kopp bestätigt. «Die Patrouillen wurden vom Sicherheitsdienst gerufen. Die Polizei hat vor Ort die Situation beobachtet und kontrolliert. Ein Mofa wurde beschlagnahmt», erklärt der Polizei-Sprecher. Es werde untersucht, ob dieses frisiert gewesen ist. Und er stellt klar: «Gegen den Sicherheitsdienst sind bisher keine Anzeigen eingegangen.»
* Name geändert