«Mittlerweile ist der PC zum fünften Mal in Reparatur»
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Florian B. (17) ist genervt:«Mittlerweile ist der PC zum fünften Mal in Reparatur»

Trotz Garantie keine Reparatur
Florian B. (17) bleibt auf 2700-Franken-Schrott-PC sitzen

Florian B. ist todunglücklich. Lange hat er für einen Computer gespart. Nur neun Monate nach dem Kauf bei Interdiscount machte der PC schlapp. Mehrere Reparaturen scheiterten. Interdiscount stellte sich quer und wollte dem Teenager nicht helfen – trotz Garantie.
Publiziert: 07.03.2023 um 01:13 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2023 um 09:43 Uhr
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Florian B. ist verzweifelt: Schon fünfmal schickte er seinen PC zur Reparatur ein. Eigentlich gilt die Garantie, aber Verkäufer Interdiscount und Hersteller HP stellten sich quer.
Foto: Philippe Rossier

Er hatte lange gespart, um sich seinen Traum zu erfüllen: Florian B.* (17) aus Doppleschwand LU kaufte sich im Dezember 2021 für 2700 Franken einen brandneuen Computer – für den Schüler eine Menge Geld.

Doch die Freude hielt nur kurz. Nur ein halbes Jahr nach dem Kauf fing der leistungsstarke PC an, immer wieder abzustürzen. «Die Lüftung klang wie ein alter Rasenmäher», sagt Mutter Priska H.* (47), die den Kaufvertrag für ihren Sohn bei Interdiscount abgeschlossen hatte. Der 17-Jährige erkannte schnell, woran es lag. Die Grafikkarte war schuld. B. zu Blick: «Selbst wenn kein einziges Programm lief, war die Karte voll ausgelastet.» Die Folge: Der Computer streikte.

Im Oktober 2022 brachte B. den Computer zur Reparatur. Die zweijährige Garantie, die eine defekte Grafikkarte abdeckt, war noch lange nicht abgelaufen.

Hersteller schickte kaputten PC zurück

Der PC ging zurück an den Hersteller HP. Einen Monat später folgte die böse Überraschung: Die Firma schickte den Computer zurück, und zwar ohne eine Reparatur vorgenommen zu haben, wie der Bericht des Kundenservice zeigt. Nur das Betriebssystem wurde aktualisiert, mehr nicht. Und der PC funktionierte weiterhin nicht. Florian B. konnte es nicht fassen. Der Rechner ist für ihn mehr als nur ein Spielzeug. Er produziert Videos und Livestreams. «Videobearbeitung auf hohem Niveau braucht eine enorme Rechenleistung. Deswegen habe ich mich für so ein teures Gerät entschieden.»

Also schickte B. den Computer mehrmals ein – ohne Erfolg. Entweder aktualisierte HP das Betriebssystem, oder tat gar nichts, wie weitere Kundenservice-Berichte zeigen. Mutter H. ist enttäuscht: «So eine Frechheit habe ich noch nie erlebt.»

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«Mein angespartes Geld ist futsch.»
Florian B.
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Nebst einer Reparatur sieht die Interdiscount-Garantie eine Rückerstattung oder einen Ersatz vor, doch die Firma stellte sich quer. Auf H.s Anfrage machte die Firma klar, dass sie über «eigene allgemeine Garantiebestimmungen» verfüge, die beim Kauf als akzeptiert gelten würden. «Aus diesem Grund können wir Ihnen mit einer Rückerstattung oder einem Ersatz nicht entgegenkommen», schreibt Interdiscount an Florians Mutter. Nur: Selbst die eigenen Bestimmungen decken einen solchen Schaden eigentlich ab. Das war der Firma aber offenbar egal. Auf weitere E-Mails habe Interdiscount nicht mehr reagiert.

«Mein Sohn ist verzweifelt»

Als Notlösung nutzt der Schüler seitdem den Computer seiner Mama. Inzwischen ist der Pannen-PC zum fünften Mal beim Kundenservice. Viel Hoffnung habe B. aber nicht. Er ist nur noch sauer. «Mein angespartes Geld ist futsch. Ich warte und warte, aber es passiert nichts. Ich fühle mich inzwischen ziemlich hilflos.» Auch sein Mami leidet mit: «Es ist frustrierend. Mein Sohn ist verzweifelt, und ich kann ihm nicht helfen.»

Die Reparatur auf eigene Faust wäre zwar möglich, die Grafikkarte ist aber das Teuerste am PC: Ab 1500 Franken kriege man das Teil, erklärt der Schüler.

Interdiscount lenkt nach Konfrontation ein

Erst als sich Blick einschaltet und Interdiscount mit den Vorfällen konfrontiert, tut sich etwas. Plötzlich zeigt sich das Unternehmen reumütig: «Wir haben den Fall intern geprüft und verstehen die entstandene Enttäuschung der Kundin vollkommen. Für die Unannehmlichkeiten möchten wir uns gerne bei der Kundin entschuldigen», schreibt das Unternehmen auf Nachfrage von Blick.

Interdiscount bestätigt, dass sich der PC derzeit wieder in Reparatur befinde. Und die Firma verspricht: «Sollte der Defekt nun nicht final behoben werden können, werden wir der Kundin den Kaufpreis selbstverständlich zurückerstatten.» Auf die Zusammenarbeit mit HP angesprochen, schreibt Interdiscount: «Wir haben mit der Servicestelle Kontakt aufgenommen, um solche Fälle in Zukunft kundenorientierter lösen zu können.» Eine Blick-Anfrage an HP blieb bislang unbeantwortet.

Der Papierkrieg war schwer für die Familie. «Für den Rest meines Lebens muss mir nie wieder jemand mit einer Garantieverlängerung kommen.» Ihr Sohn nickt zustimmend: «Auch ich habe das Vertrauen verloren.»

* Namen bekannt


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