Grossbauer Urs B. vom Quälhof ist kein Unbekannter
Der «Kies-Cowboy» aus dem Luzerner Hinterland

31 Rinder wurden am Dienstag in Rufswil vom Veterinäramt beschlagnahmt. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass Besitzer Urs B. in der Gegend für Unruhe sorgt.
Publiziert: 21.12.2017 um 16:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:50 Uhr
«Die Rinder liefen teilweise fast auf drei Beinen»
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Kantonstierarzt ist geschockt:«Die Rinder liefen teilweise fast auf drei Beinen»
Simona Boscardin

Am Dienstag fuhr das Veterinäramt bei Grossbauer Urs B. vor und beschlagnahmte 31 Rinder, welche teils hochgradige Gesundheitsmängel aufwiesen (BLICK berichtete).

Doch Urs B. ist nicht nur einer der grössten Rindviehhalter im Kanton, sondern mischte vor einigen Jahren auch in einem Wirtschaftskrimi mit, der in der Schweiz seinesgleichen sucht. Der ehemalige Unternehmer war einer der Hauptprotagonisten im «wilden Kies-Westen» des Luzerner Hinterlands, wie es Lokalmedien nannten.

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Der Luzerner Kantonstierarzt Otto Ineichen hat 31 Rinder beschlagnahmt.
Foto: Anja Wurm

Manch ein Familienfriede sei dabei zerstört worden. Drohungen seien ausgesprochen worden, sogar Autos brannten. Offen reden wollte schon vor sieben Jahren niemand, als die «Handelszeitung» über die Zustände im «Krieg um den Kies» berichtete.

17 Millionen Franken Schulden

Alles begann damit, dass Urs gemeinsam mit seinem Bruder das Familienunternehmen übernahm. Lange Zeit liefen die Geschäfte gut, bis die beiden Brüder sich offenbar zerstritten.

Urs B. ging mehrmals in Konkurs, unter anderem im Jahr 2007, als er laut der «NZZ» Schulden in Höhe von 17 Millionen Franken angehäuft hatte. Ausserdem wurde er wegen betrügerischen Konkurses, Pfändungsbetrug, Unterschriftenfälschung und anderen Delikten vom Kriminal- und Obergericht verurteilt. 

Im Jahr 2004 betrat ein weiterer «Kies-Cowboy» die Bühne: Der Geschäftsführer eines grossen Berner Baukonzerns. Er schloss sich mit Urs B. zusammen, und gemeinsam erkämpften sie sich den Einfluss im lokalen Kiesmarkt. 

Ihr Ziel: Die Zermürbung der Konkurrenz 

So reichte das Duo gegen sämtliche Abbaugesuche ihrer Konkurrenten Einsprachen ein. Diese wurden teilweise bis vor das Bundesgericht weitergezogen. 

Einer der Kiesunternehmer spricht im «Bund» von einer Zermürbungstaktik: «Wenn die Konkurrenz über Jahre hinweg in den roten Zahlen arbeiten muss, geht ihr einmal der Schnauf aus. Dann sind die Firmen froh, vom Berner Bauriesen ein Übernahmeangebot zu bekommen.»

Die Beschwerdeführer kommen meistens aus dem Umfeld der Unternehmen und standen laut «Berner Zeitung» auf der Gehaltsliste des Bauriesen. Dieser steht noch immer im Rechtsstreit mit der Gemeinde Zell, drei lokalen Kiesunternehmen und Privatpersonen aus der Nachbarschaft. 

Urs B. hat sich erst kürzlich, im Juli 2016, aus dem «wilden Kies-Westen» zurückgezogen. Den Grund für seinen plötzlichen Abgang kennt bis heute keiner. 

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