Im Vergleich zu anderen Jahren kam das diesjährige Bööggen-Aus relativ schnell. Der Sommer dürfte also schön werden. 140 Böller waren im Schneemann eingebaut. Entsprechend laut krachte es in der Schöllenenschlucht, als sie alle in die Luft flogen.
In seinen letzten Lebens-Minuten geizte der Böögg nicht mit Spezialeffekten. Der Dreizack, den er wegen seines teuflischen Standorts hielt, sprühte Funken. Der Bööggen-Bauch klappte zudem auf und zeigte ein ungesundes Innenleben: ein fies grinsendes Corona-Monster, das giftig-grüne Aerosole verströmte.
Erstmals ausserhalb von Zürich
Rasch flog das Virus-Monster ebenfalls in die Luft, womit diese Plage hoffentlich nun auch im echten Leben ein Ende findet. Wegen der Pandemie wurde der Böögg erstmals in der langen Geschichte des Frühlingsfestes ausserhalb der Stadt Zürich verbrannt.
Zu Ehren des Gastkantons Uri, der wegen der Pandemie nun schon zum zweiten Mal keinen Auftritt erhielt, war der Böögg ins Corona-Exil in die Schöllenenschlucht gereist. So gab es zwar schon wieder kein Frühlingsfest, aber doch immerhin eine Bööggen-Verbrennung, an einem Ort, an dem wegen der steilen Felswände ohnehin keine Zuschauermassen Platz finden. Diese waren wegen der Corona-Pandemie nämlich verboten. Die Verbrennung wurde dafür von mehreren Fernsehstationen übertragen.
Damit die historische Teufelsbrücke keinen Schaden nahm, standen Böögg und Scheiterhaufen auf einer Holzkonstruktion. Angezündet wurde der Holzhaufen vom Urner Landammann Urban Camenzind (Die Mitte), der dafür mit einem Klettergurt gesichert wurde.
Statistische Untersuchung durch «MeteoSchweiz»
Auch wenn der Böögg ganz viel Lärm machte: Seine Fähigkeiten als Sommer-Orakel sind gelinde gesagt zweifelhaft. «MeteoSchweiz» machte eine statistische Untersuchung der Jahre von 1965 bis 2005 und fand heraus, dass es kaum einen Zusammenhang zwischen der Brenndauer des Böögg und der durchschnittlichen Sommertemperatur gab.
Als Sommer-Orakel tauge der Böögg nichts, schrieb der Wetterdienst erleichtert. Doch auch ihm gelingt gelegentlich ein Zufallstreffer. So etwa im legendären Hitze-Sommer 2003, als dem Böögg bereits nach 5 Minuten und 40 Sekunden der Kopf explodierte. Ausser diesem Zufallstreffer lag er aber weit häufiger daneben.
Wie lange der Böögg durchhält, hängt eher vom Aufbau des Scheiterhaufens, von der Trockenheit des Holzes, dem Wetter und der Holzart ab. Ausschlaggebend ist aber auch die Menge des Brandbeschleunigers, der jedes Jahr in mehr oder weniger grossen Mengen übers Holz gekippt wird.
«Influenza verbrennen»
Wenn er als Wetterfrosch schon versagt, dann vertreibt der Böögg aber vielleicht ja das Coronavirus. Im Jahr 1890, als der Böögg noch eine dekorierte, kleinere Puppe war, grassierte die Russische Grippe, die weltweit über eine Million Menschen das Leben gekostet hatte.
Mit dem Verbrennen dieser Puppe hofften die Zürcher damals, nicht nur den Winter zu vertreiben. Sie verbrannten damit ausdrücklich auch die «Influenza». (SDA/bra)
Blick TV berichtet live: Der Böögg steht in der Schöllenenschlucht bereit