«Es sieht nach einem kontrollierten Absturz aus»
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Aviatik-Experte erklärt:«Es sieht nach kontrolliertem Absturz aus»

Pilot betätigte Schleudersitz
Bilder zeigen Absturz des Tiger-Kampfjet auf der Melchsee-Frutt

Ein Tiger-Kampfjet der Schweizer Armee ist am Mittwoch auf der Melchsee-Frutt im Kanton Obwalden abgestürzt. Der Pilot blieb unverletzt.
Publiziert: 26.05.2021 um 09:41 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2021 um 07:04 Uhr
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Zum Unglück kam es am Mittwochmorgen bei einem Trainingsflug.
Foto: Blick-Leserreporter

Aufregung im Skigebiet Melchsee-Frutt im Kanton Obwalden: Ein Tiger-Jet ist am Mittwoch um kurz nach 9 Uhr in unbewohntem Gebiet abgestürzt. Bilder eines Leserreporters zeigen den Absturz. Die Armee bestätigt den Vorfall auf Anfrage von Blick. Zuerst berichtete «PilatusToday» über den Absturz.

Gestartet war der Kampfjet um etwa 8.30 Uhr in Payerne VD. Laut Armeesprecher Stefan Hofer konnte sich der Pilot mittels Schleudersitz retten. Wie es zu dem Unfall kommen konnte, ist noch unklar. Wie Hofer gegenüber Blick sagt, bleibt die Tiger-Flotte bis auf weiteres am Boden. «Das hat der Kommandant Luftwaffe entschieden», sagt er. Sobald erste Erkenntnisse zum heutigen Vorfall vorhanden sind, werde man weiterschauen

«Dachten es sei ein Flugzeugteil»

Laut Hofer habe der Absturz keinen Zusammenhang mit einem Flug der Kunstflugstaffel Patrouille Suisse. Es habe sich hier um einen Trainingsflug gehandelt. Der Tiger sei der «Sparringpartner» zweier F/A-18 gewesen, so Hofer.

Gemäss Armeesprecher Daniel Reist habe der Tiger «den Gegner simuliert» und so den jungen Piloten der beiden F/A-18 das Luftkampf-Training ermöglicht. Im Rahmen dieses Trainings fliege der Sparringpartner gewisse Manöver, auf welche die beiden F/A-18-Piloten richtig reagieren müssten. Melchsee-Frutt ist ein Ausbildungs- und Trainingsraum der Luftwaffe.

Tiger-Kampfjet auf der Melchsee-Frutt abgestürzt
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Pilot betätigte Schleudersitz:Tiger-Kampfjet auf der Melchsee-Frutt abgestürzt

Blick-Leser Joel Kieser war in der Nähe am Arbeiten, als es passierte. Als er und seine Kollegen einen Knall hörten, schauten sie nach, was passiert war. Sie blieben dabei aber auf sicherer Distanz. Dabei fiel ihnen im Schnee etwas auf: «Wir dachten zuerst es sei ein Flugzeugteil – dann merkten wir aber, dass es der Pilot ist.» Dieser sei ganz in der Nähe des Flugzeugs sicher mit dem Fallschirm gelandet.

«Das Betätigen des Schleudersitzes wirkt enorme Kräfte aus»
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Zwei Jets stürzten in den Niederlanden ab

Es ist nicht der erste Absturz eines Schweizer Kampfjets. 2016 verunfallten zwei Tiger-F5 der Patrouille Suisse in Holland. Eine Maschine stürzte ab, eine konnte trotz Beschädigung gelandet werden. Pilot Michael D. konnte sich per Schleudersitz retten und landete in einem Gewächshaus. Die beiden Flieger hatten sich bei einem Trainingsflug in der Luft touchiert.

Er zog sich einen Bruch an einem Fuss sowie leichte Schnittverletzungen und Prellungen zu. Der zweite Pilot konnte sein beschädigtes Flugzeug kontrolliert landen. Das Unglück war der erste schwere Unfall der Patrouille Suisse seit der Gründung der Kunstflugstaffel vor 52 Jahren.

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Einzelteile und Baugruppen wurden in den USA hergestellt

Die ab Ende der 70er-Jahre beschafften F5-Tiger-Kampfflugzeuge sind bei der Schweizer Luftwaffe nur noch für Nebenaufgaben im Einsatz. Sie werden vor allem für die Entlastung der F/A-18 Hornet sowie für die Patrouille Suisse eingesetzt.

Mit dem Ausscheiden der Venom und dem vermehrten Hunter-Einsatz im Erdkampf ergab sich gegen Ende der 70er-Jahre eine Lücke im Raumschutz. Diese wurde mit dem Northrop F-5E Tiger II geschlossen, wie die Luftwaffe auf ihrer Homepage schreibt.

Am 27. August 1975 beantragte der Bundesrat dem Parlament die Beschaffung von 72 Tiger-Jagdflugzeugen, davon 66 vom einsitzigen Typ F-5E und sechs vom Doppelsitzer Typ F-5F. Dafür wurde ein Kredit von 1,17 Milliarden Franken beantragt. Das Parlament beschloss den Kauf in der Frühjahressession 1976. Die Einzelteile und Baugruppen wurden in den USA hergestellt, die Endmontage erfolgte bei den Eidgenössischen Flugzeugwerken Emmen.

Einsatzende war für das Jahr 2010 vorgesehen

Am 4. Juni 1981 bewilligte das Parlament mit seinem Bundesbeschluss das Rüstungsprogramm 1981 und damit eine Flottenvergrösserung um 38 Maschinen, davon wiederum sechs Doppelsitzer vom Typ F-5F zu. Der dafür benötigte Kredit belief sich auf 770 Millionen Franken. Zum Zeitpunkt der Beschaffung wurde das Einsatzende für das Jahr 2010 vorgesehen.

Ein Teil der gebrauchten Tiger-Kampfjets wurde an die USA verkauft. Zwölf Tiger-Kampfjets der Schweizer Luftwaffe standen gemäss einem Rahmenvertrag aus dem Jahr 2004 während vier Jahren auch mietweise in Österreich im Einsatz, um dort die Lücke zwischen der Ausserdienststellung der Saab Draken und der Einführung des Eurofighters zu überbrücken und die Luftraumüberwachung sicherzustellen.

Mit der Armeebotschaft 2018 beantragte der Bundesrat am 14. Februar 2018 die Ausserdienststellung von nicht mehr benötigten Waffensystemen oder Teilen davon. Dazu gehörten 27 der zu diesem Zeitpunkt noch vorhandenen 53 F-5-Tiger-Kampfflugzeuge. Die verbleibenden 26 Flugzeuge wurden zur Entlastung der F/A-18 Hornet mit Nebenaufgaben weiterhin eingesetzt. Dazu gehörten die Zieldarstellung im Training, die Überwachung der Radioaktivität oder sie standen und stehen nach wie vor für die Kunstflugformation Patrouille Suisse im Einsatz.

Produktion wurde nach über 30 Jahren eingestellt

Die 1700 Kilometer pro Stunde (km/h) schnellen Tiger-Kampfflugzeuge mit einer Länge von knapp 15 Metern und einer Spannweite von gut acht Metern stehen seit 1978 in der Schweiz im Einsatz. Sie können mit zwei Luft-Luft-Lenkwaffen bewaffnet werden und verfügen über eine 20-Millimeter-Bordkanone mit 560 Schuss.

Die Produktion der Tiger-Kampfflugzeuge der Baureihe F-5 wurde 1989 nach der Auslieferung des 3806. Flugzeugs nach über 30 Jahren eingestellt. Die Luftstreitkräfte von zahlreichen Ländern weltweit setzten auf Tiger-Kampfflugzeuge. (jmh/bra/SDA)

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