Auf einen Blick
Tragödie vor der norwegischen Küste: In der Nacht auf Mittwoch ist ein Wikingerschiff gekentert. Fünf der sechs Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden. Eine in der USA lebende mexikanische Forscherin (†29) musste tot geborgen werden. Unter den geretteten Besatzungsmitgliedern befanden sich drei Schweizer, eine Schweizerin und ein Mann von den Färöerinseln, wie die norwegische Zeitung «Aftenposten» berichtet.
Die Crew war am 24. August in ihrem Wikingerschiff Naddoddur von Tvøroyri auf den Färöerinseln losgesegelt. Der Plan war es, im offenen Boot und ohne Motor bis nach Norwegen zu segeln. Alle trugen Überlebensanzüge, doch die rauen Bedingungen mit bis zu 4,6 Meter hohen Wellen und Windböen von 26 Metern pro Sekunde forderten ihren Tribut. Nach einem Notruf vom Schiff am Dienstagabend wurde eine grosse Rettungsaktion mit einem Rettungsheli, einem Rettungsboot und mehreren kommerziellen und zivilen Schiffen gestartet. Fünf Personen konnten gerettet werden. Die vermisste Frau wurde erst am nächsten Morgen einige Hundert Meter vom Wrack entfernt tot geborgen.
«Auf eine historische Reise begeben und Wiking-Route zurückverfolgen»
Der Kapitän und Expeditionsleiter ist der 56-jährige Schweizer Andy Fitze. Im offiziellen Booklet der Mission wird das Ziel folgend beschrieben: «Die Besatzung ist bereit, sich auf eine herausfordernde und historische Reise zu begeben, die sie an ihre Grenzen bringt, und versucht, die legendäre Wiking-Route über die Nordsee zurückzuverfolgen». Der 56-jährige Schweizer und die verstorbene Forscherin sind Mitglieder des «Explorers Club». Erst letztes Jahr starben zwei Clubmitglieder, als das U-Boot Titan auf dem Weg zur Titanic implodierte.
Nach dem Unglück sind nun gemäss NRK erste Zeugen befragt worden, Fitze aber noch nicht. Es gebe bislang keine Beschuldigten, dies könne sich aber ändern, sagte ein Jurist der Polizei gegenüber dem Sender.
Das Schiff Naddoddur wurde in den 90er-Jahren im Stil eines alten Wikingerschiffes gebaut. Kapitän Björn Ahlander, der in einem anderen und grösseren Wikingerschiff segelt, sagte zu «Aftenposten»: «Ich glaube nicht, dass dieses Schiff für lange Reisen über den Atlantik und die Nordsee gebaut wurde, aber ich werde die Entscheidungen anderer Leute nicht beurteilen». Die Polizei hat eine Untersuchung eingeleitet.