Die Seeuferstrasse ist eigentlich zum Chillen da. Sonne. Cafés. Blick auf den Lago. Doch am vergangenen Donnerstag geht am Lungolago die Action los – wie in einem Film! Ein hellgrauer Renault Laguna hält an. Zwei Beamte in Zivil nähern sich der Fahrertür. Erst eine Polizistin. Sie hat offenbar Handschellen parat, legt sie blitzschnell dem PKW-Fahrer an.
Zur gleichen Zeit eilt ein männlicher Kollege an ihre linke Seite. Mit gestrecktem Arm streckt er die durchgeladene Pistole direkt ins Auto-Innere. Auch ein Beamter in Uniform taucht auf. Jemand ruft «Raus aus dem Auto!». Dann geht alles blitzschnell. Die Männer steigen aus, werden abgeführt. Die Verhaftung finden vor Publikum statt. Beizen-Gäste schauen dem Spektakel zu. Ein Leser von Ticinonline filmt mit seinem Handy die Szene. Die Festnahme bekommt er nicht mehr aufs Bild.
Ein erneuter Fall von Rip-Deal
Bei den Männern handelt es sich um zwei Italiener (66 und 60). Sie hatten einen sogenannten Rip-Deal vor. Ihr Opfer: Ein Mann, der übers Internet teure Markenuhren zum Verkauf anbot. Die Masche der Betrüger ist immer die gleiche. Sie treten als mögliche Käufer auf, schlagen dem Opfer gleichzeitig vor, das Geld für den Kauf, erst einmal zu einem Superkurs zu wechseln. Beim Austausch der Koffer mit den Geldscheinen schieben sie dem Betrogenen Falschgeld unter. Dann suchen sie das Weite.
Offenbar ein Bekannter des Opfers hörte vom vorgeschlagenen Handel und roch Lunte. Er informierte die Tessiner Polizei. Die brachte sich in Stellung und schlug im richtigen Moment zu. Die Männer sitzen jetzt in Haft. Gegen sie wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugs eröffnet.
Seit April ein gutes Dutzend dieser Trickdiebstähle in der Schweiz
Es ist nicht das erste Mal, dass Rip-Deals in Lugano verabredet werden. Fast jedes Jahr kommt es zu diesen Tricks. Das Falschgeld wird den Opfern meist in Hotelzimmern untergejubelt. Im August 2018 lief ein Rid-Deal anders ab. Ein Mann aus St. Gallen wollte sein Boot im Netz verkaufen. Rip-Deal-Betrüger kontaktierten ihn und überredeten ihn, den Euro-Betrag in Franken zu tauschen. Der Schweizer bemerkte das Falschgeld, versuchte ins Auto der Italiener zu steigen und wurde verprügelt.
Im August 2020 wieder ein Fall von Rip-Deal in Lugano. Wieder ist es ein Uhrenverkäufer, der seine Ware im Internet anbot. Er ging einem Italiener (25) und einem Mazedonier (54) auf den Leim. Schweizweit gab es seit April in mehreren Schweizer Kantonen knapp ein Dutzend Fälle dieser Art Trickdiebstählen. Der Gesamtschaden beläuft sich auf rund 80'000 Franken.