Wie Eltern besser reagieren können
Das passiert, wenn man ein Baby schüttelt

Manche Babys lassen sich einfach nicht beruhigen. Sie schreien und schreien. Und manche Eltern drehen durch. Jedes Jahr sterben Babys in der Schweiz an einem Schütteltrauma. Warum ist Schütteln so gefährlich und wie können Eltern von Schreibabys reagieren?
Publiziert: 31.05.2023 um 17:01 Uhr
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Aktualisiert: 31.05.2023 um 20:47 Uhr
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Ein schrecklicher Fall erschüttert New York: Ein totes Baby wurde in einem Wald gefunden. Der Vater gestand, es totgeschüttelt zu haben. Die Mutter, eine Schweizerin, soll geholfen haben, die Tat zu vertuschen.
Foto: Instagram
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Sven ZieglerRedaktor News

Der Fall schockiert: In den USA hat ein Vater (23) sein Baby totgeschüttelt. Die Mutter, eine Schweizerin (20), soll ihm geholfen haben, die Tat zu vertuschen. Auch in der Schweiz kommt es immer wieder zu Fällen von sogenannten «Schüttelbabys» – und zwar viel öfter, als man denkt.

«Leider sterben in der Schweiz jedes Jahr zwischen einem und fünf Babys an den Folgen eines Schütteltraumas. Das Schütteltrauma ist die häufigste Todesursache durch Kindesmisshandlung und daher ein gravierendes Problem», sagt Georg Staubli (57), Leiter und Chefarzt der Notfallstation des Kinderspitals Zürich sowie Leiter der internen Kinderschutzgruppe.

Rund ein Drittel der «Schüttelbabys» trage schwere neurologische Schäden, beispielsweise geistige Behinderungen, davon, so der Mediziner weiter. Ein Drittel leide unter anderen Einschränkungen – beispielsweise einer verzögerten Entwicklung. Bei einem Drittel gehe man davon aus, dass die betroffenen Babys keine bleibenden Schäden erleiden. Trotzdem: «Jedes Schütteltrauma ist eines zu viel.»

Doch warum ist Schütteln bei Babys besonders gefährlich? Grund dafür ist die Entwicklung. So ist bei Babys die Halsmuskulatur noch nicht stark genug, um den Kopf zu stabilisieren. Darum muss auch der Kopf immer gestützt werden. «Wenn man Babys schüttelt, um sie vermeintlich zu beruhigen, bewegt sich das Gehirn innerhalb des Schädels hin und her, da es nicht im Schädel fixiert ist. Schon ein bis zwei kräftige Schüttelbewegungen können daher zu Blutungen oder zur Zerstörung von Nervenzellen führen.» Die Folge: schwere neurologische Schäden oder sogar tödliche Verletzungen.

«Habe aber noch nie erlebt, dass Eltern das zugegeben haben»

Die Kinder würden verhaltensauffällig, ihr Bewusstsein verändere sich, sie erbrechen oder erleiden Krampfanfälle. «Bei einem Verdacht auf ein Schütteltrauma führen wir eine Reihe von Untersuchungen durch. Bei positiven Befunden können wir danach mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit ein Schütteltrauma diagnostizieren.»

Bei einem Verdacht auf ein Schütteltrauma werde die Kesb eingeschaltet. Zudem erfolge im Normalfall auch eine Strafanzeige bei der Polizei – auch wenn der Täter nicht gestehe. «Eltern wissen häufig um den Fehler, den sie gemacht haben, wenn sie ein Kind schütteln. Sie bereuen ihre Tat häufig. Niemand will sein Baby einfach schütteln – das geschieht im Affekt und aus der Verzweiflung heraus. Ich selbst habe aber noch nie erlebt, dass Eltern dies auch zugegeben haben.»

Dies sei allerdings entscheidend, um mit den betroffenen Personen psychologisch arbeiten zu können und so zu verhindern, dass dies wieder passiere. Damit man mit einer Person arbeiten könne, brauche es Einsicht und psychologische Hilfe.

Ins Bett legen, durchatmen, Auszeit nehmen

Im Normalfall sei ein «Schüttelbaby» die Ursache von Überforderung. «Eltern müssen verstehen, dass Kleinkinder sehr belastend sein können», appelliert Staubli. «Oft schreien sie, in einem solchen Fall darf das Baby keinesfalls geschüttelt werden, um es zu beruhigen.»

Der Mediziner gibt zudem Tipps, wie Eltern mit schreienden Kindern umgehen sollten. «Wenn ich als Elternteil nervös werde, weil mein Kind zu viel schreit, ist es gescheiter, es ins Bett zu legen und zehn Minuten frische Luft zu schnappen, um wieder herunterzukühlen», erklärt der Fachmann. Zudem biete sich auch die Hilfe von Nachbarn oder Verwandten an, um das Baby für ein paar Tage oder Stunden abgeben und mal wieder richtig ausschlafen zu können. Auch der Besuch von Beratungsstellen oder Kinderärzten, die den Ursachen für zu häufiges Schreien auf den Grund gehen und weiterhelfen könnten, sei sinnvoll.

Für Staubli ist klar: «Lieber holt man sich Hilfe, als dass man aus der Verzweiflung heraus etwas tut, was man den Rest seines Lebens bereut.»

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