Mehrere Einwohner von Aproz VS leiden unter seltsamen Kopfschmerzen und nervigem Ohrensausen. Jean-Michel Baeriswyl aus der Ortschaft in der Gemeinde Nendaz sagte gegenüber der Westschweizer Zeitung «Le Matin Dimanche», dass er 20 Jahre ohne Probleme dort gelebt habe. In den letzten vier Jahren änderte sich dies schlagartig: Mittlerweile fährt Baeriswyl jeden Abend mit seinem Auto in die Natur hinaus, um draussen zu übernachten. Das heftige Ohrenpfeifen und Beklemmungsgefühl liessen keinen Schlaf in den eigenen vier Wänden mehr zu.
Die Probleme traten 2019 erstmals auf. Als der Mann einen Spezialisten konsultierte, traf ihn fast der Schlag: Diverse Leute aus seinem Quartier hatten offenbar dieselben Symptome. «Da dachte ich, dass es wohl ein Umweltproblem sein muss».
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Es beginnt immer um 22 Uhr
Im Januar 2021 reichten acht Nachbarn von Baeriswyl eine Petition ein, in der von einer «Lärmbelästigung, die sich wie ein Summen anhört», die Rede ist. Einer der Nachbarn sagt gegenüber «Le Matin Dimanche»: «Seit etwa sieben Jahren habe ich abends gegen 22 Uhr einen Tinnitus.» Und eine weitere Betroffene fügt an: «Ich habe ein Jahr lang in diesem Viertel gewohnt. Nur wenige Tage, nachdem ich eingezogen war, hatte ich plötzlich so etwas wie Waben in den Ohren. Ich konnte nicht mehr schlafen und hatte Kopfschmerzen. Es war sehr heftig». Beide Schweizer beschreiben die Geräusche als ein «dröhnendes Vibrieren.»
Baeriswyl hat mittlerweile die Wärmepumpen in seinem Quartier im Visier: «Sie pumpen Wasser aus dem Grundwasser in 20 Meter Tiefe.»
Ursache bleibt ungeklärt
Das kantonale Amt für Umwelt (SEN) hat die Lärmbelästigung auf dem Radar und führte verschiedene Messungen durch, um die Ursache der Geräusche zu bestimmen. Es konnte zwar Infraschall (Lärm mit einer Frequenz unterhalb des für den Menschen Hörbaren) identifizieren, aber nicht die eindeutige Quelle. Was klar ist: Bei den Messungen bei Baeriswyl kamen Spitzenwerte der Lärmbelästigung heraus.
Der Stadtpräsident von Sitten, Philippe Varone, erklärt gegenüber «Le Matin Dimanche»: «Ich wurde über die sehr gründlichen Analysen sowie über die Überprüfungen von OIKEN, dem Stromversorger der Region, informiert. Bei diesen Überprüfungen konnte nicht nur das Geräusch einer Wärmepumpe, sondern auch das eines elektrischen Transformators ausgeschlossen werden.» Das SEN kam zum Schluss, dass derzeit keine weiteren Schritte zu erwarten sind, die zu neuen Ergebnissen führen könnten.
Die Vereinigung der kantonalen Lärmschutzbeauftragten erkennt an, dass es leise Geräusche gibt, die von Ventilatoren, Wärmepumpen, Industriebetrieben, elektrischen Transformatoren, Lastwagen oder dem Schienenverkehr verursacht werden, und dass diese Geräusche störend sein können. In einem Text der Schweizerischen Gesellschaft für Akustik stellt sie fest, dass die Versuche, die Quellen zu identifizieren, häufig scheitern. (ene)