Mutter Cathy Weber musste dramatischen Unfall in Visp miterleben
«Ein Postauto hat mein kleines Mädchen überfahren»

Am Fastnachtssonntag kommt es zum Drama in Visp. Ein Postauto überfährt am Bahnhof die kleine Elize (6). Das Kind liegt zwischenzeitlich im Koma, ist auch Wochen später noch auf einen Rollstuhl angewiesen. Ihre Mutter spricht mit Blick über den schlimmen Unfall.
Publiziert: 28.02.2024 um 12:31 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2024 um 16:24 Uhr
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Cathy Weber, Heinrich Eyer und vor allem Tochter Elize haben Anfang Februar Schlimmes erlebt.
Foto: Meul Martin (eum)
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Martin MeulReporter News

Mindestens noch vier Wochen kann die kleine Elize (6) nicht in den Kindergarten gehen. Denn laufen darf sie nicht, und ihr Kindergarten in Brig-Glis VS ist nicht rollstuhlgängig. «Ich habe ein paar Hausaufgaben bekommen, damit ich den Anschluss nicht verliere», sagt das Mädchen zu Blick. 

Ihren Rollstuhl braucht Elize wegen jenes schicksalhaften Nachmittags am 4. Februar. Es ist Sonntag, und im Nachbardorf Visp findet ein Fasnachtsumzug statt. Elize ist mit ihrer Mutter Cathy Weber (33) und deren Lebenspartner Heinrich Eyer (34) unterwegs. Auch ein paar Kollegen und Bekannte der Eltern sind mit dabei. «Ich war als Ladybug verkleidet, meine Freundin als Elsa aus ‹Die Eiskönigin›», erinnert sich Elize. Die ausgelassene Stimmung aber endet jäh. Statt schöner Erinnerungen nimmt die Familie traumatische Eindrücke mit nach Hause. «Ein Postauto hat mein kleines Mädchen überfahren», sagt die Mutter.

Vom Welpen erschreckt

Nach dem Umzug kommt es beim Busbahnhof von Visp zum Drama. «Alles begann mit dem Welpen einer Bekannten», sagt Mutter Cathy Weber. Plötzlich springt der junge Hund Elize an, das Mädchen weicht zurück und fällt vor ein Postauto, das gerade im Begriff ist loszufahren. 

Das tonnenschwere Fahrzeug fährt über das Mädchen, zerquetscht sein Becken. Später wird die Diagnose lauten: mehrfacher Trümmerbruch! Was genau passiert ist, daran kann sich die Mutter nicht erinnern. Sie sagt: «Ich habe ein Blackout, bin erst im Spital wieder zu mir gekommen.»

Das Postauto kommt auf Elize zum Stehen. Leute rennen herbei, auch Heinrich Eyer. «Ich schlug an das Postauto, um den Fahrer aufmerksam auf das Kind unter den Rädern zu machen», sagt er. Der Bus setzt zurück, gibt das Kind frei. «Sofort habe ich das Blut gesehen, und mir war klar, dass Elize schwer verletzt ist», so Eyer. 

Ins Koma versetzt

Elize kommt ins Spital von Visp, wird dort ins künstliche Koma versetzt. Dann soll das Mädchen mit dem Heli ins Inselspital nach Bern geflogen werden. «Ich habe grosse Flugangst, deshalb ist mein Partner mitgeflogen. Ausserdem musste sich auch noch jemand um unser anderes Kind kümmern», sagt Cathy Weber. 

Die Mutter reist erst am Montag nach Bern, die Familie kommt in einem Haus der Ronald-McDonald-Stiftung unter, wartet darauf, dass Elize aus dem Koma aufwacht. «Es waren schreckliche Stunden, voller Angst und Ungewissheit», sagt die Mutter. Der Zustand des Kindes: kritisch.

Am Dienstag wacht Elize auf, von selbst, zieht sich eigenständig den Beatmungsschlauch heraus. «Der hat mich gestört», sagt sie. Ein paar Tage später darf sie das Spital verlassen, kuriert sich seitdem zu Hause aus. Noch ist nicht klar, welche Spätfolgen der schlimme Unfall hat. «Bald stehen weitere Untersuchungen in Bern an, dann wissen wir hoffentlich mehr», sagt die Mutter. 

«Es wäre leichter, wenn ich jemandem die Schuld geben könnte»

Neben der körperlichen Genesung von Elize geht es für die Familie auch darum, die traumatischen Ereignisse psychisch zu verarbeiten. «Ich gebe dem Chauffeur keine Schuld, Elize stand voll im toten Winkel und der Mann hat sich nach dem Unfall absolut korrekt verhalten», sagt Cathy Weber. Der Mann wolle sich in diesen Tagen auch mit Elize treffen, um zu schauen, wie es ihr gehe. «Es war ein wirklich tragischer Unfall.»

Einfacher wird es dadurch für die Familie aber nicht. «Es wäre psychologisch leichter, wenn ich jemandem die Schuld geben könnte», so die Mutter. Auch, weil der Unfall die finanzielle Situation der Familie belastet. «Gerade kam eine hohe Rechnung für die Ambulanz. Wir leben aber am Existenzminimum, ich hab keine Ahnung, wie ich das bezahlen soll», so Weber. «Es ist eine sehr schwere Zeit für uns.»

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