Vandalismus in Stalden VS: Über Nacht haben Unbekannte die Merjenbrücke im Walliser Dörfchen versprayt. Das historische Bauwerk ist voller pinker Farbe. «Ich habe die Polizei alarmiert», sagt ein Leserreporter zu Blick. «Die Menschen halten alle an und machen Fotos von der pinken Brücke.»
Die Kantonspolizei Wallis bestätigt den Graffiti-Anschlag gegenüber Blick. «Wir sind informiert, dass diese Brücke bemalt wurde. Die Ermittlungen laufen und mit grösster Wahrscheinlichkeit ist das letzte Nacht passiert», sagt der Mediensprecher der Kapo Wallis am Montagmorgen. Betreffend einer möglichen Klage verweist er an die Gemeinde Stalden.
Der Gemeindepräsident hat bereits einen Augenschein vor Ort genommen. Es sei jedoch noch zu früh, über eine mögliche Klage zu sprechen – die ersten Abklärungen würden noch laufen.
Illegale Kunstaktion von Bernerin
Wie Blick-Recherchen zeigen, steckt die Aktionskünstlerin Barbara Kiener (43) aus Interlaken BE hinter dem Farb-Anschlag. Die Bernerin schreibt in einer schriftlichen Stellungnahme, dass sie «die Strahlkraft der monumentalen Ingenieurs-Kunst als Symbolträger für einen Verbindungsraum» nutze und durch die Inszenierung «eine Geste der Begegnung» kreiere.
Die Brücke stehe sinnbildlich für die Verbindung zwei unterschiedlicher Talschaften, sie inszeniere eine Geste der Begegnung. «Der fortwährende Dialog ist sehr wichtig, gerade in diesen schwierigen politischen Zeiten. Die Aktion hat jedoch keinen Zusammenhang mit der AHV-Reform, das Datum habe ich zufällig gewählt», so Kiener gegenüber Blick.
Nicht ihr erster Farb-Anschlag
Bei der pinken Farbe handle es sich um eine «temporäre Markierungsfarbe» bestehend aus Kreidepulver und Lebensmittelfarbe – sie sei daher wasserlöslich. Kiener gibt an, via Mail direkt selbst die Polizei sowie die Gemeinde über die Aktion informiert zu haben: «Das ist mir sehr wichtig, das selbst zu tun. Mir geht es wirklich um die Geste und den Inhalt. Man soll wissen, was dahinter steckt.»
Es ist nicht das erste Bauwerk, das die Künstlerin pink bemalt hat. «Angefangen hat es mit dem Hotel Schweizerhof in Interlaken. Der stand unter Denkmalschutz und wurde abgerissen», so die 43-Jährige. «Dann habe ich den ehemaligen Kiosk oberhalb von Grindelwald bemalt. Das war ein Eintrittshäuschen, eine touristische Aktion.» Damals habe sie das Thema Gletscherschwund thematisiert.
Nur einmal rechtlich belangt
«Danach habe ich vor einem Jahr 365 Panzersperren rosa angemalt. Da ging es mir um das heuchlerische Abbild unserer Neutralität. Ich habe mit der Aktion die fortwährenden Kriegsgeschäfte kritisiert», erklärt die Bernerin.
«Ich wurde nur einmal rechtlich belangt», sagt Kiener im Gespräch mit Blick. «Das Kunstverständnis überragte in den meisten Fällen. Bestimmt auch, weil die Farbgebung nur temporär ist.»
Bei Stalden VS treffen sich das Saas- und das Mattertal. Diverse Brücken aus unterschiedlichen Epochen stehen für den regen Verkehr, der bereits früher in dieser Region herrschte. Die älteste dieser Brücken ist die Chibrücke aus dem Jahre 1544.