Auf einen Blick
- Touristen und Schulklassen nach Murgang im Saastal gestrandet
- Lehrer und Schüler warten stundenlang auf Evakuierungsflüge
- Kritik an der Organisation wird laut
Nach dem Murgang im Kanton Wallis stecken neben Hunderten Touristen auch mehrere Schulklassen im Saastal fest. Durch die Air Zermatt wurde eine Luftbrücke zur Evakuierung der Gestrandeten installiert, doch wirklich rund zu laufen scheint es nicht.
«Jede Garderobennümmerliausgabe ist besser organisiert als das hier», erzählt ein Lehrer einer 3. Oberstufe aus dem Zürcher Weinland, der mit seiner Klasse vor Ort ist. Auch gebe es erneut «keine hilfreichen Infos». Bereits am Freitag sei er mit der Klasse um 17.30 Uhr am Anstehen gewesen, da es geheissen habe, man fliege ab 16 Uhr. «Keine Chance. Es war hoffnungslos überfüllt», so der Leserreporter weiter.
«Die Klasse wartete stundenlang und musste dann zurück»
Am Samstag sei er mit der Klasse um 5.45 Uhr aufgestanden und um kurz vor 7 Uhr in Saas Fee angekommen. «Erneut stehen bereits wieder gut 160 Personen an, einige sind seit fünf Uhr in der Früh da.» Und auch für den erneuten Anlauf ist er nicht sehr optimistisch. «Mir wurde gestern hier gesagt, wenn ich am Samstag mit einer Schulklasse um 8.15 Uhr hier bin, bekomme ich bestimmt einen Platz mit allen Schülern – keine Chance.»
Auch eine Studentin, die auf einen Flug wartet, schildert ähnliche Situationen. «Eine Klasse wartete am Freitag stundenlang auf einen Flug und musste dann zurück in ihre Unterkunft.» Andere hätten bei der Feuerwehr übernachten müssen.
Für die Lehrpersonen sei es ebenfalls nicht ganz einfach, da sie die Verantwortung tragen würden. «Die Kinder müssen ja permanent betreut werden und ob man dann wirklich als ganze Klasse rauskommt, weiss man nicht», sagt ein Schulleiter aus Zofingen AG. «Die Air Zermatt kann das offenbar nicht garantieren.» Er fragt sich zudem, warum man nicht die Armee um Hilfe bitte.
«Wir versuchten Sonderfälle zu berücksichtigen»
«Wir waren nach dem Murgang sofort bereit, um eine Luftbrücke zu installieren», sagt der Mediensprecher der Air Zermatt, Bruno Kalbermatten, zur Kritik. Zunächst habe es aber die Genehmigung der Behörden gebraucht, «danach waren wir sofort mit drei Helikoptern im Einsatz und fliegen so viele Personen aus, wie möglich». Am Samstag fliege man seit 9 Uhr am Morgen bis um 12 Uhr und dann wieder ab 13.30 Uhr bis 18 Uhr. Für Sonntag sind keine Flüge geplant, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA schreibt.
«Wenn es Sonderfälle gab, beispielsweise Personen, die dringend wieder zur Arbeit mussten, wurde versucht, so gut es ging, diese zu berücksichtigen» ergänzt Simon Bumann, Sprecher des regionalen Krisenstabs Saas. «Aber natürlich gibt es immer jene, die sich in einer solchen Situation selbst am nächsten sind.» Ausserdem habe man auch durchwegs positives Feedback bekommen.
«Einige freuen sich auf ihren ersten Helikopterflug, andere schätzen die lockere Stimmung.» Es sei halt nun mal höhere Gewalt, das könne es immer und überall mal geben. Zu einem Einsatz der Armee meint Bumann, dass es «schlicht keinen Bedarf gibt». Die Air Zermatt kann mit ihren Maschinen, die in Rotation unterwegs sind, die Situation bewältigen.
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