Im Saastal VS sind nach den Unwetterschäden die Sprengarbeiten der grösseren Felsbrocken im Mattwaldbach abgeschlossen worden. Bis Samstagabend flogen rund 800 Personen mit der eigens erstellten Luftbrücke aus dem abgeschnittenen Tal aus.
Anfänglich waren rund 2200 Touristinnen und Touristen in Saas Fee und Umgebung gestrandet. Die Helikopterflüge starteten am Freitagabend. Sie setzten die Evakuierten im nur wenige Flugminuten entfernten Stalden ab. Von dort aus standen Zug, Bus oder die eigenen Verkehrsmittel zur Verfügung. Passagiere müssten pro Evakuierungsflug 140 Franken zahlen, berichtet die Zeitung «Walliser Bote». Eine Voranmeldung ist nicht nötig.
Wiedereröffnung der Kantonsstrasse für Mittwoch geplant
Die Strasse ins Saastal wird voraussichtlich am Mittwoch wieder eröffnet. «Der Kanton hat angekündigt, dass die Arbeiten mindestens bis Dienstagabend andauern werden», sagte Simon Bumann, Sprecher des Regionalen Führungsstabs, am Montag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Wir sind überrascht, weil wir dachten, dass die Instandsetzung schneller gehen würde», sagte Bumann. Die Kantonsstrasse sollte am Mittwoch um 14.30 Uhr wieder geöffnet werden, sagte Kantonsingenieur Vincent Pellissier. «Mehrere tausend Tonnen sind den Berg hinuntergestürzt. Vier Tage später werden wir eine auf 40 Metern wiederaufgebaute Strasse haben», so Pellissier weiter.
Ein Beobachtungsflug ergab, dass vor der Räumung oberhalb der Strasse grosse Felsbrocken gesprengt werden müssen. Einige von ihnen massen 100 Kubikmeter, was etwa dem Volumen eines Gelenkbusses entspricht. Zunächst waren die Verantwortlichen von einer Wiedereröffnung am Sonntag ausgegangen.
Angesichts des Ausmasses der Niederschläge – bis zu 100 Liter Regen pro Quadratmeter in 24 Stunden – halten sich die Schäden im Tal in Grenzen. Es wurden keine Gebäude zerstört. Die Behörden hatten vor allem aufgrund der Erkenntnisse aus den letzten Unwettern Ende Juni präventive Massnahmen rund um die Bäche ergriffen.
Verzögerung durch Schaulustige, Strasse stark beschädigt
Bei den Sprengungen kam es zu Verzögerungen durch Schaulustige, Spaziergänger und Ungeduldige, die zu Fuss aus dem abgeschnittenen Saastal abreisen wollten. Für weitere Verzögerungen sorgte den Angaben des Führungsstabs Saas zufolge starker Wind.
Die Spezialfirma arbeite mit Hochdruck an der weiteren Räumung, teilte der Führungsstab am Samstagabend mit. Sind diese Räumungs- und Sicherungsarbeiten beendet, beginnt die Wiederherstellung der Strasse. Diese wurde stärker beschädigt, als zunächst angenommen. Der Mattwaldbach müsse in drei provisorische Durchlässe gefasst werden.
«Leute überlegen sich, ob sie hier noch Ferien machen wollen»
Dutzende Touristinnen und Touristen sitzen noch immer fest. «Bei den Touristen handelt es sich grösstenteils um Schweizer», so Simon Bumann, Sprecher des regionalen Krisenstabs und Direktor der Saastal Bergbahnen AG. Die restlichen Touristen kämen vor allem aus den Benelux-Ländern und Deutschland. Kurzfristige Platzprobleme gibt es keine, insgesamt stehen 10'000 Betten im Saastal zur Verfügung.
Für die Hotelbranche kommt das Naturereignis zu einem ungünstigen Zeitpunkt, wie Klaus Habegger (45) vom Walliser Hotelier-Verein im Gespräch mit Blick deutlich macht. Er ist Chef des Fünfsternehotels Walliserhof in Saas-Fee. «Es ist jetzt das vierte Mal, dass wir von der Aussenwelt abgeschnitten sind. Bei solchen Nachrichten überlegen es sich die Leute natürlich, ob sie noch im Saastal Ferien machen wollen, obwohl in der ganzen Feriendestination schönste Ferienverhältnisse herrschen.»
Er fürchtet einen Buchungseinbruch mit Blick auf die wichtige Herbstferiensaison und hofft auf seine Landsleute, sobald der Zugang zum Tal wieder frei ist. «Wir zählen auf die Solidarität von Herrn und Frau Schweizer.»
Gäste sollen Gutscheine erhalten
Ein harter Schlag, denn am Sonntag findet entlang der Dorfstrasse die nostalgische Genussmeile statt, bei der Hoteliers und Gastronomen Köstlichkeiten anbieten. Nun kommen zahlreiche Gäste für das Wochenende nicht nach Saas-Fee. «Je länger die Sperrung dauert, desto grösser werden die logistischen Herausforderungen. Wir müssen schauen: Wie ist es bei den Lebensmitteln? Wie können wir die Gäste trotzdem gut verpflegen?»
Habegger will den Gästen, die jetzt von der Natur um ihren Aufenthalt gebracht wurden, Gutscheine ausstellen. Für die 60 Gäste, die aufgrund der Situation länger bleiben, bietet er einen stark reduzierten Preis an. Zudem wurde ein Aktivitätenprogramm auf die Beine gestellt, das unter anderem eine Segway-Tour beinhaltet.
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