Der Absturz eines Kleinflugzeugs bei Château-d'Oex VD mit zwei Toten im Sommer 2019 ist auf Flugfehler zurückzuführen. Laut der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) hat die Pilotin mehrere Grundregeln einer sicheren Gebirgsflugtaktik nicht beachtet.
Das einmotorige Leichtflugzeug Remos GX hatte an einer Bergflanke in niedriger Höhe mit langsamer Fluggeschwindigkeit und grosser Querlage einen Strömungsabriss und stürzte in unwegsames, bewaldetes Gelände. Die 24-jährige Pilotin und der 27-jährige Passagier kamen dabei ums Leben.
Der Zweisitzer war am 27. Juni 2019 vom Flugplatz in Epagny FR gestartet. Es war Teil einer Gruppe von insgesamt drei Flugzeugen, die nach Bex VD fliegen wollte. Bei den Piloten der anderen beiden Flugzeuge handelte es sich um den Vater und den Bruder der verunfallten Pilotin. Die Unglücksmaschine war ausserhalb der Sichtweite der beiden anderen Flugzeuge, als sie abstürzte.
Um nach Bex zu gelangen, wollte die Pilotin den Col de Sonlomont überfliegen, wie es in dem am Freitag veröffentlichten Schlussbericht der Sust heisst. Der Einflug in das Tal zu diesem Pass erfolgte auf einer zu geringen Flughöhe und mit reduzierter Motorleistung.
Dies deutet laut den Unfallexperten darauf hin, dass sich die Pilotin nicht bewusst war, dass sie noch an Höhe gewinnen musste. In einer Entfernung von 1,7 Kilometern vom Pass dürfte ihr dies bewusst geworden sein, da sie die Motorleistung auf maximale Leistung erhöhte.
Das heisse Sommerwetter mit Temperaturen über 30 Grad führte dazu, dass der Motor weniger Leistung entfaltete als normal. In den darauffolgenden 30 Sekunden gewann das Flugzeug mit maximaler Motorleistung nur knapp 25 Meter an Höhe. Zudem zeigte die Nase des Flugzeugs in diesem Zeitraum kontinuierlich nach oben, und die Geschwindigkeit des Flugzeugs nahm deutlich ab.
Laut Sust wurde die Geschwindigkeit für bestes Steigen deutlich unterschritten. Dies zeige, dass die Pilotin der Geschwindigkeit keine Beachtung mehr geschenkt und damit die Voraussetzung für den späteren Strömungsabriss geschaffen habe.
Etwa 900 Meter vor der Passhöhe, rund 150 Meter über Grund, leitete die Pilotin eine Umkehrkurve ein.. Laut dem Sust-Bericht war der Pilotin hier mit grosser Wahrscheinlichkeit klar geworden, dass der Überflug des Passes nicht möglich war. Die Kurve erfolgte entgegen der Gebirgsflugtaktik nach links in Richtung des ansteigenden Hangs und nicht nach rechts in Richtung offener Talmitte.
Zusammengefasst widersprechen laut Sust das Einfliegen in das Tal ohne ausreichende Höhenreserve, die Annäherung an das Gelände mit ungenügender Geschwindigkeit und zuletzt das Eindrehen gegen den Hang hin den anerkannten Grundprinzipien für den Überflug eines Passes.