Es vergeht kein Tag, an dem Juliana Ardeljan (64) aus Visp VS nicht an ihren Mann Pavel Ardeljan (†59) denkt und für ihn betet. Sie ist sich sicher, dass der Bauarbeiter noch gar nicht hätte sterben müssen – und gibt dem behandelnden Arzt die Schuld für sein Ableben.
Die Tragödie nimmt 2014 ihren Lauf. Der 59-Jährige wiegt auf 168 Zentimeter ganze 162 Kilogramm. Seine Frau erinnert sich: «An Pavels Bauch ist so etwas wie ein Fettball gewachsen.» Diese Kugel sei immer grösser geworden. «Die Ärzte haben dann eine Magenverkleinerung empfohlen.»
Er weinte vor Schmerzen
Der Übergewichtige traut sich schliesslich unters Messer. Während der Operation gibt es laut der Ehefrau Komplikationen. Doch wie durch ein Wunder erholt sich der Patient danach rasch und darf sogar schon sehr bald wieder nach Hause.
Doch dort wendet sich das Blatt, erzählt die trauernde Witwe: «Er ist von Tag zu Tag schwächer geworden.» Plötzlich habe ihr Mann halluziniert und sehr gelitten, so die Rentnerin: «Pavel hat schon geweint vor Schmerzen.»
Gericht spricht Arzt frei
Das Ehepaar ruft mehrfach den Hausarzt an und fragt um Rat. Doch der Doktor verschreibt lediglich ein Schmerzmittel, eine persönliche Konsultation sieht er nicht als nötig an. Stunden später bricht Pavel Ardeljan vor dem Bett zusammen und stirbt.
Die Witwe verklagt den Arzt wegen fahrlässiger Tötung. Anfang Oktober dieses Jahres kommt es zum Prozess vor dem Bezirksgericht in Brig VS. Doch das Gericht spricht den Mediziner frei. Es begründet sein Urteil unter anderem mit den Aussagen der Gutachter, dass vermutlich auch eine umgehende persönliche Konsultation den Tod nicht verhindert hätte.
Ein Fall für das Kantonsgericht
Doch die Witwe gibt sich damit nicht zufrieden. Das Urteil entsetzt sie. Sie will den Arzt ihres Mannes hinter Gittern sehen und sagt zu BLICK: «Ich bin enttäuscht vom Urteil und werde wohl ans Kantonsgericht weiterziehen.»