Diplomat starb unter mysteriösen Umständen
Gaben Islamisten einen Mord in der Schweiz in Auftrag?

Ein spektakulärer Auftragsmord und umfassende Undercover-Ermittlungen: 1995 wurde ein ägyptischer Diplomat in Genf erschossen. Zwei Jahrzehnte tappten die Behörden auf der Suche nach dem Täter im Dunkeln. Kurz vor der Verjährung kommt der Fall doch noch vor Gericht.
Publiziert: 29.11.2024 um 18:45 Uhr
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Im Genfer Quartier Petit-Saconnex ereignete sich im November 1995 ein Auftragsmord.
Foto: Google maps

Auf einen Blick

  • Auftragskiller ermordet ägyptischen Spion in Genf. Fall kommt vor Gericht
  • Islamistische Organisation Gamaa bekennt sich zum Mord des Diplomaten
  • 29 Jahre nach der Tat beginnt der Prozess gegen zwei Angeklagte
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Janine EnderliRedaktorin News

Ein Auftragskiller reist im November 1995 in die Schweiz und bringt einen mutmasslich ägyptischen Spion eiskalt um. Was tönt wie die Szenen aus einem Agentenfilm, soll sich tatsächlich so zugetragen haben. Nun kommt der Fall 29 Jahre später vor Gericht. 

In einer aufwendigen Recherche haben die Portale von «CH Media» die Geschehnisse um den mysteriösen Mord rekonstruiert. Sie geben Einblick in einen spektakulären Auftragsmord und Undercover-Ermittlungen.

Rückblende: Alaa Al-Din Nazmi, hochrangiger Diplomat der ägyptischen Mission in Genf, ist auf dem Nachhauseweg, als plötzlich drei Schüsse fallen. Die Tatwaffe: eine halb automatisierte Pistole mit Schalldämpfer. In der Tiefgarage seines Wohnhauses in Petit-Saconnex GE bricht der Diplomat zusammen. Danach nähert sich der Täter dem regungslosen Ägypter – und feuert nochmals drei Schüsse ab. Der Diplomat stirbt noch in der Tiefgarage an seinen schweren Brust- und Bauchverletzungen. 

Terrorgruppe bekennt sich zu Mord

Zwei Tage nach der Tat bekannte sich die islamistische Organisation Gamaa zum Mord. Es handelt sich dabei um dieselbe Gruppe, die auch für den Anschlag von Luxor im Jahr 1997 verantwortlich war, bei dem unter anderem 36 Schweizer Touristen ums Leben kamen. 

Ihre Begründung für den brutalen Mord in der Schweiz: Der Ägypter habe undercover für den ägyptischen Geheimdienst gearbeitet. Zudem soll er Mitglieder der Muslimbrüder, eine islamistische Bewegung in Europa, ausspioniert haben.

Wie es in den Recherchen heisst, überwachte Nazmi deswegen den Ramadan-Clan in Genf. Der Ägypter Said Ramadan soll in Genf mit seinen Gefolgsleuten einen Teil der «Kriegskasse» der Muslimbrüder verwaltet haben. 

Sonst wäre er selber «am Arsch»

Lange Zeit tappten die Behörden auf der Suche nach dem Täter im Dunkeln. 2009 wurde das Verfahren deshalb eingestellt. 2018 wurde das Strafverfahren wegen neuer Erkenntnisse wieder aufgenommen – und führte schliesslich zur Anklage. Im Visier der Ermittler steht ein italienisch-ivorischer Doppelbürger (55) mit dem Spitznamen Momo. Er wurde festgenommen. 

Die Strafverfolgungsbehörde lancierte umstrittene Überwachungsaktionen. Das Ziel: Momo zu überführen. So schleuste ein Undercover-Polizist ein Handy ins Gefängnis ein. Die Beamten konnten dadurch nachverfolgen, wie Momo einem Bekannten eine Nachricht schreibt, heisst es in der Rekonstruktion. Er warnte den Bruder seines Jugendfreunds, wegen der Ereignisse von 1995, nicht mehr nach Genf zu kommen, sonst wäre er selber «am Arsch». Hinzu kommt: Ein Polizist belauschte ein Gespräch zwischen dem Angeklagten und seinem Anwalt. Dort soll Momo gesagt haben: «Die Technik hat mich erwischt.» Der Ivorer stritt in den Befragungen jegliche Beteiligung ab. 

Ein zweites DNA-Profil konnte einer heute 49-jährigen Frau zugeordnet werden. Auch sie wurde angeklagt. Am Montag beginnt der Prozess gegen die beiden Angeklagten. Die Frage, wer den Mord in Auftrag gegeben hat, bleibt weiter ungelöst. 

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