Auch Genfer Bestatter am Anschlag
Doppelt so viele Einäscherungen wegen Corona

Die Genfer Bestattungsinstitute kommen an den Anschlag. Die Öfen des Krematoriums laufen auf Hochtouren, Beerdigungen müssen verschoben werden, die Zahl der täglichen Bestattungen verdoppelt sich.
Publiziert: 16.11.2020 um 19:28 Uhr
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Aktualisiert: 17.11.2020 um 16:23 Uhr
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Die Kühlräume auf den Friedhöfen von Saint-Georges (im Bild) und des Rois sind besetzt.
Foto: Keystone

Die Bestattungsdienste der Stadt Genf sind wegen des Coronavirus stark ausgelastet. Die Kühlräume auf den Friedhöfen von Saint-Georges und des Rois sind besetzt. Leichen mussten deshalb in die Leichenhalle des Universitätsspitals Genf (HUG) überführt werden.

Das Krematorium führe derzeit 18 Einäscherungen täglich durch, das sei die maximale Kapazität der drei Öfen, sagte Manuelle Pasquali de Weck, von der Medienstelle der Sozialdienste der Stadt Genf am Montag. Zwischen dem Todeszeitpunkt und der Beerdigung dauere es derzeit etwa zehn Tage, im Vergleich zu vier bis fünf Tagen in «normalen Zeiten».

Bestattungen steigen von drei auf sieben pro Tag

Der Inhaber des privaten Bestattungsunternehmens Murith SA, Jean Murith, bestätigte die aussergewöhnliche Situation im Kanton Genf: «Ich blicke auf 50 Jahre Erfahrung zurück und habe so etwas noch nie gesehen». Seinen Angaben zufolge hat sich die Sterblichkeit derzeit mehr als verdoppelt - die Anzahl Bestattungen stieg in seiner Firma von drei auf sieben Bestattungen pro Tag.

Laut Murith liegt der Anteil der mit dem Coronavirus infizierten Verstorbenen immer noch bei etwa 70 Prozent. Murith SA praktiziert die Thanatopraxie, eine Methode zur Einbalsamierung von Leichen, die es erlaubt, die Leichen zu konservieren, ohne sie kühlen zu müssen. Damit können Platzprobleme in Kühlräumen vermieden werden, wie er sagt.

Situation im Jura unter Kontrolle

Auch anderswo hat die Pandemie Bestattungsunternehmen viel Arbeit verschafft, so im Kanton Jura. Aber die Situation sei unter Kontrolle, sagte Bestatter Jérôme Voisard aus Delsberg. Der Zeitplan sei jedoch eng und die Arbeitstage seien lang.

Das Krematorium St-Léonard in Freiburg, das einzige private Krematorium in der Schweiz, sei im Moment nicht überfordert, aber die Belastung nehme sehr schnell zu: «Wir arbeiten 21 Stunden am Tag nonstop, mit zwei Öfen, und sogar samstags und sonntags», sagte der Leiter Jean-Robert Krebs.

Im Wallis hingegen kommen die Bestatter nicht mehr hinterher. «Wir sind völlig überfordert», sagt Patrick Quarroz, Präsident des Walliser Verbandes der Bestattungsunternehmen, wegen der extremen Nachfrage. (SDA/vof)

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