Das geplante neue Polizeigesetz in Zermatt sorgte landesweit für Aufsehen: Im öffentlichen Raum sollte ab Mitternacht ein Alkoholverbot gelten, zudem sollten sich Jugendliche unter 16 Jahren nach 23 Uhr nicht mehr draussen aufhalten dürfen.
Doch die Verbote gingen den Zermattern zu weit. In der Urversammlung lehnten sie gestern Abend die umstrittenen Punkte ab - und merkwürdigerweise sind nun alle glücklich darüber. Als hätte nie jemand die Verbote gefordert.
Hotelier: «Verbot wäre zu weit gegangen»
Gemeindepräsident Christoph Bürgin findet den Volksentscheid «vernünftig», wie er auf Anfrage sagt. Vor knapp zwei Wochen tönte das noch anders: «Diese Verbote sind nötig, da wir oft Reklamationen wegen der gestörten Nachtruhe haben», sagte er damals zu BLICK.
Tatsächlich soll die Forderung aus Hotelier-Kreisen stammen. Doch selbst die Hoteliers begrüssen nun den Volksentscheid. Rafael Biner vom Hotelier Verein Zermatt sagt heute zu BLICK: «Das wäre zu weit gegangen. Raucher hätten nicht einmal ihr Bier auf die Terrasse mitnehmen dürfen.» Im Zentrum gebe es zwar tatsächlich Hotels, die unter dem Lärm leiden, doch diese stellten eine Minderheit dar.
Ein weiterer umstrittener Punkt wurde jedoch angenommen: Das Vermummungsverbot. Das könnte Burka-Trägerinnen, die Ferien im Wallis machen, sauer aufstossen. Gemeindepräsident Bürgin wiegelt ab: Im Gesetz sei ausdrücklich festgehalten, dass sich das Verbot nur auf Demonstrationen und Kundgebungen beziehe. Es habe kürzlich zwei Demonstrationen mit vermummten Teilnehmern gegeben.
Strassenstrich bleibt erlaubt
Maskierte Skifahrer und Burka-Trägerinnen müssen also keine Verhaftung befürchten. «Wir haben viele arabische Gäste, die wollen wir nicht vor den Kopf stossen», sagt Bürgin.
Dennoch wird das Polizeireglement massiv ausgebaut: Campieren und Biwakieren etwa ist nur noch auf offiziellen Plätzen erlaubt, und Street-Food-Stände sind künftig verboten. Ein Verbot von Strassenprostitution hingegen wurde abgelehnt. «Das stellt bei uns kein Problem dar», sagt Bürgin.